Wachstum durch Größe II

Halbjahresbilanz der Telekom: Rosa Hoffnungsschimmer

Ron Sommers Lehrstück: Die vier Säulen des Markterfolgs
Von Marie-Anne Winter

Die Deutsche Telekom hat im ersten Halbjahr 2001 ihren Wachstumskurs weiter fortgesetzt: Der Konzernumsatz stieg um rund 17 Prozent auf 22,5 Milliarden Euro. Auch unter Berücksichtigung der gegenüber der Vergleichszeit des Vorjahres erstmals konsolidierten Gesellschaften wie beispielsweise die amerikanischen Unternehmen VoiceStream und Powertel (für den Monat Juni 2001) und debis Systemhaus errechnet sich ein so genanntes organisches Wachstum von rund sechs Prozent. "Diese ohnehin schon beachtlichen Steigerungsraten haben wir zudem gegen den Trend in einem zur Zeit eher schwachen konjunkturellen Umfeld erreicht, in dem die Wachstumsprognosen für die Deutsche Wirtschaft im ersten Halbjahr kontinuierlich nach unten korrigiert wurden," sagte Dr. Ron Sommer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom. "Mit anderen Worten: Die Deutsche Telekom wächst um ein Vielfaches stärker als die übrige Wirtschaft."

Einhergehend mit der Umsatzsteigerung konnte auch die operative Ertragskraft deutlich verbessert werden. Das um Sondereffekte bereinigte und damit vergleichbare EBITDA stieg um knapp zwölf Prozent oder 772 Millionen Euro auf rund 7,2 Milliarden Euro.

Aus der erstmals vorgelegten Segment-Berichterstattung entlang der vier Säulen des Konzerns ist ersichtlich, dass insbesondere die Säule T-Mobile das Ergebnis erheblich steigern konnte: Das EBITDA konnte von 597 Millionen Euro auf 1,375 Milliarden Euro mehr als verdoppelt werden und erreichte damit bereits zur Jahresmitte fast das Niveau des gesamten Vorjahres. Die Zahl der Mobilfunkkunden stieg um rund 90 Prozent auf 43,9 Millionen zur Jahresmitte. Werden in die Vergleichszahlen des Vorjahres die erstmals konsolidierten Gesellschaften VoiceStream und Powertel sowie RadioMobil mit eingerechnet, so errechnet sich eine Steigerungsrate von rund 60 Prozent. In Deutschland konnte T-D1 die Marktführerschaft übernehmen. VoiceStream und Powertel verzeichneten zur Jahresmitte rund sechs Millionen Kunden. Im Vergleich zum 30. Juni 2000 konnte damit die Kundenbasis der beiden Gesellschaften um rund 70 Prozent ausgebaut werden, das ist die höchste Wachstumsrate aller amerikanischen Mobilfunkgesellschaften. Der Umsatz der Säule T-Mobile stieg um 31 Prozent auf 5,97 Milliarden Euro, ohne Neukonsolidierungen betrug das Wachstum knapp 20 Prozent.

In der Säule T-COM setzte sich das starke Wachstum der Neu-Anschlüsse bei ISDN und T-DSL fort. Die Zahl der vermarkteten ISDN-Kanäle hat aktuell die Marke von 20 Millionen überschritten, die installierten Kanäle stiegen zur Jahresmitte um rund vier Millionen auf 19,3 Millionen. Weiterhin dynamisch entwickelt sich auch die Nachfrage nach T-DSL: Ende Juni 2001 waren bereits rund 750 000 Anschlüsse installiert, aktuell sollen es bereits rund eine Million sein. Der Umsatz der Säule T-COM ging leicht um 3,4 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro zurück, maßgeblich beeinflußt durch den Verkauf der Mehrheit an den Kabel-Regionalgesellschaften in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Das EBITDA der T-COM lag mit rund 3,9 Milliarden Euro etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Die T-Online International AG konnte den Konzernumsatz in den ersten sechs Monaten 2001 um knapp 53 Prozent auf 539 Millionen Euro ausbauen. Die Zahl der Kunden stieg um 46 Prozent auf 9,2 Millionen. Im Portal-Geschäft konnten die Umsätze im zweiten Quartal gegenüber den ersten drei Monaten 2001 um rund 17 Prozent gesteigert werden. Das EBITDA konnte im zweiten Quartal um rund 14 Prozent gegenüber dem ersten Quartal verbessert werden. Das EBITDA der Säule T-Online (einschließlich DeTeMedien) betrug zur Jahresmitte minus 52 Millionen Euro. Diese Zahl ist mit dem Vorjahreswert von 2,7 Milliarden Euro nicht direkt vergleichbar, weil im vergangenen Jahr der Sondereinfluss aus dem Börsengang der T-Online International von rund 2,66 Milliarden Euro enthalten war.

In der Säule T-Systems wirkte sich die erstmalige Konsolidierung des debis Systemhaus Joint-Venture mit einem Umsatzsprung von 46 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro aus. Aber auch ohne diesen Konsolidierungseffekt konnte T-Systems ein Umsatzwachstum von rund zehn Prozent erzielen. Das EBITDA ging im Vergleich zum ersten Halbjahr 2000 von 2,97 Milliarden Euro auf 354 Millionen Euro zurück. Darin spiegelt sich insbesondere der im Vorjahr angefallene Sonderertrag aus der Abgabe der Beteiligung an Global One von 2,86 Milliarden Euro wider.

Um Wachstum und Profitabilität weiter voran zu treiben, hat die Deutsche Telekom ein "Fünf-Punkte-Programm" aufgelegt. Wesentliche Inhalte sind:

  • Ein konzernweites Programm zur systematischen Qualitätsverbesserung, das unter anderem die Reduzierung der Bereitstellungs- und Entstörzeiten sowie die Reduzierung der Rechnungsreklamationen vorsieht (darüber freuen sich alle Telekomkunden ganz besonders)
  • Im Rahmen des Programms zur operativen Ergebnisverbesserung sollen die Abläufe konsequent durch E-Business-Prozesse optimiert werden. Darüber hinaus werden die Personalanpassungen fortgeführt und die Finanzierungskosten im Rahmen des aktiven Schuldemanagements zurückgefahren.
  • Das Programm zur Reduzierung der Verbindlichkeiten hat zum Ziel, bis zum Ende des kommenden Jahres den Stand der Verbindlichkeiten um rund 15 Milliarden Euro zu verringern. Dazu soll unter anderem die Veräußerung nicht zum Kerngeschäft zählender Aktivitäten beitragen wie beispielsweise die bereits realisierte Abgabe der Beteiligungen an der amerikanischen Sprint mit Erlösen von rund 3,5 Milliarden Euro.
  • Die "Integrationsoffensive" soll mögliche Synergien zwischen den neu konsolidierten Gesellschaften nutzen. Hierunter fallen unter anderem die nahtlose Zuordnung der osteuropäischen Gesellschaften zu den einzelnen Säulen oder die Einführung unternehmensübergreifender Produkte beispielsweise im Mobilfunk.
  • Die Umsetzung des UMTS-Fahrplanes soll auf jeden Fall wie geplant vorangetrieben werden. Im Jahr 2003 wird der kommerzielle Marktstart mit ersten UMTS-Diensten erfolgen.