Ausgründung

Arcor: Zukunft mit Arcor DB Bahntelematik GmbH gesichert?

Weg frei für Arcor-Börsengang - Streit mit Deutscher Bahn beigelegt
Von dpa / Marie-Anne Winter

Nach monatelangem Tauziehen haben die Deutsche Bahn und Vodafone ihren Streit über die Zukunft der Telefonfirma Arcor beigelegt: Beide Unternehmen verständigten sich darauf, das bahnspezifische Dienstleistungsgeschäft mit einem Umsatz von 430 Millionen Euro (850 Millionen Mark) Anfang kommenden Jahres in einer gemeinsamen Gesellschaft auszugliedern. Das kündigte Arcor am Dienstag in Frankfurt an.

Außerdem erhält die Deutsche Bahn zum 1. Januar 2002 die technische Infrastruktur zurück. Mit der Vereinbarung wird für die Vodafone-Tochter der Weg frei für den geplanten Börsengang.

Den Streit zwischen den beiden Anteilseignern hatte Bahnchef Hartmut Mehdorn im vergangenen Jahr ausgelöst, als er die Rückgabe der Bahntelematik zur Voraussetzung für eine Zustimmung zum Börsengang von Arcor machte. Die Deutsche Bahn hält zwar nur einen Anteil von 18,2 Prozent an Arcor, verfügte aber bislang über ein Vetorecht. Diese Sperrminorität werde künftig entfallen.

Wie von Mehdorn gewünscht, gehen mit der Vereinbarung die bahntechnischen Anlagen (Antennen, Kommunikations-Ausrüstungen, Signalanlagen) in den Besitz der Bahn zurück. Über den Preis vereinbarten die Partner Stillschweigen. Ein Arcor-Sprecher sprach von «erheblichen Mitteln», die die Finanzposition des Unternehmens verbesserten. In Branchenkreisen wurde eine Summe von 2,5 Milliarden Mark (1,3 Milliarden Euro) genannt.

An der Arcor DB Bahntelematik GmbH (Frankfurt/Main) mit 3500 Beschäftigten soll die Deutsche Bahn zunächst einen Minderheitsanteil von 49 Prozent halten. Ab April 2005 könne sie ihre Option auf eine Erhöhung erstmals ausüben. Zur Bahntelematik gehören unter anderem das Zugfunk-System, der Bau von Telekom-Anlagen in den Stellwerken, Wartung und Entstörung von bahninternen Fernmeldeanlagen.

"Die getroffene Vereinbarung schafft eine hervorragende Grundlage für noch stärkeres, externes Wachstum von Arcor", begrüßte der Vorstandsvorsitzende, Harald Stöber, die Einigung. Vodafone als der größte Anteilseigner werde den eingeschlagenen Weg mitgehen. Die Abgabe der Bahntelematik bezeichnete Stöber zugleich als eine Kompromisslösung. Wenn die Deutsche Bahn 2005 dieses Geschäft unter ihre Führung nehme, werde Arcor ihr Kerngeschäft erheblich ausgebaut haben.

Nach Angaben eines Sprechers sollen die Verträge im Oktober unterzeichnet werden. Die Vorbereitungen für eine Umwandlung der Arcor AG & Co in eine vollständige Aktiengesellschaft würden vorbereitet. Bis zum Börsengang wird es aber noch einige Zeit dauern. Ende 2002/Anfang 2003, meinte der Arcor-Sprecher weiter, könnte dieser Schritt dann kommen.

Vorsitzender der Geschäftsführung von der Arcor DB Bahntelematik soll Rolf Endregat werden. Der Manager werde im Arcor-Vorstand weiterhin für das Ressort Bahn und Service verantwortlich sein.