Papperlapapp

Papp-Handys keine Konkurrenz für High-End-Geräte

Kunden wollen mehr als nur telefonieren
Von Marie-Anne Winter

Sie sind billig und passen in jede Brieftasche: Papphandys aus einer mit Schaltkreisen bedruckten Recyclingpappe mit Mikrofon und Ohrstöpsel. Angeblich liegen den amerikanischen Herstellern bereits mehr als 100 Millionen Bestellungen für die Wegwerf-Handys vor. Doch sind die Einmal-Handys trotz Niedrigpreisen keine ernst zu nehmende Konkurrenz zu den marktbeherrschenden High End-Geräten, so die Einschätzung der Mummert + Partner Unternehmensberatung. Der Grund: Sie kommen zu spät, die Ansprüche der Verbraucher sind inzwischen gestiegen. Telefonieren allein genügt nicht mehr - man kann auf der Pappe zwar die Nummer der neuen Bekanntschaft von gestern Abend notieren, aber die Kapazität dieses "Telefonbuchs" ist schnell erschöpft und ändern kann man die Einträge auch nicht, man wirft sie mit dem Handy weg.

Selbst wenn die spartanischen Pappen zu Weihnachten der neueste Kult sein könnten, werden sich die Wegwerf-Handys allenfalls als Nebendarstellern auf dem Mobilfunkmarkt etablieren. Denn solange die Mobilfunkanbieter hochwertige Geräte subventionieren, entsteht kein Bedarf an technisch unterentwickelten Billig-Handys. Der Hauptnachteil ist allerdings, dass der Besitzer lediglich telefonieren, aber nicht angerufen werden kann. Grundsätzlich macht Mummert + Partner einen Trend zum zielgruppenspezifischen Mobiltelefon aus. Die kommende Handy-Generation wird auf die individuellen Bedürfnisse der Verbraucher abgestimmt sein. Will der eine mit dem Handy nur seine Termine verwalten, so braucht der andere das Gerät zum Surfen im Internet.

Ein vorstellbarer Markt für die Papp-Handys wäre der Einsatz als Notfallgerät: Man verstaut es zum Beispiel im Auto oder hat es als Ersatz dabei, falls das eigentliche Gerät nicht funktioniert. Auch regionale Marktunterschiede machen den Papp-Handy-Anbietern das Leben schwer. Während in den USA 60 Prozent der Bevölkerung immer noch kein Handy haben, telefonieren in Deutschland mittlerweile zwei von drei Bürgern mobil. Die Grundregel: Jenseits von 50 Prozent Marktdurchdringung wird es immer schwieriger, neue Kunden zu gewinnen. Eine Chance auf dem hiesigen Mobilfunkmarkt wird den Papp-Handys nur eingeräumt, wenn die Preise für technisch anspruchsvolle Handys beispielsweise durch geringere Subventionen deutlich weiter steigen. Die Wegwerf-Handys würden dann durch ihren geringen Preis bestechen, denn sie werden nach der Desive "möglichst billig" hergestellt. Auch aus ökologischer Sicht ist das Wegwerf-Handy kein guter Wurf, denn wenn nach jedem längeren Gespräch ein Handy in den Müll wandert, werden die Elektroschrott-Berge noch schneller wachsen.