Absprung

Siemens zieht sich aus der Powerline-Technologie zurück

Rahmenbedingungen für das "Internet aus der Steckdose" seien zu ungewiss
Von dpa / Matthias Maetsch

Der Siemens-Konzern hat sich völlig überraschend aus der Powerline-Technologie für das "Internet aus der Steckdose" zurück gezogen. Die Rahmenbedingungen für die neue Technologie seien zu ungewiss, sagte ein Konzernsprecher am Montag in München der Nachrichtenagentur dpa. Siemens hatte bei dem Projekt mit dem Stromversorger Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) kooperiert. Die EnBW will nach eigenen Angaben auch ohne Siemens noch in diesem Sommer mit Powerline starten.

"Die Regulierungsbehörde muss erst einmal klären, wer in Deutschland die Hoheit für die Technologie haben wird", sagte der Konzernsprecher. Erst dann würde Siemens einen Wiedereinstieg in Erwägung ziehen. Als das Unternehmen vor mehr als einem Jahr die Kooperation mit der EnBW eingegangen sei, habe man mit einer deutlich schnelleren Marktöffnung gerechnet. "Aber es gibt bisher noch immer keine klaren Richtlinien." Die Entscheidung zum Rückzug aus dem Projekt sei in der vergangenen Woche gefallen.

Als Kooperationspartner der EnBW hatte Siemens die notwendigen Geräte zum Empfang der Daten aus Stromleitungen geliefert. Die Geräte seien aber bislang noch nicht in Serie gefertigt worden. Die EnBW kündigte an, die Geräte künftig von dem Schweizer Unternehmen Ascom zu beziehen. Das Unternehmen habe bereits umfangreiche Erfahrungen mit der Powerline-Technologie und erfülle die technischen Anforderungen. Im Sommer will die EnBW das "Internet aus der Steckdose" zunächst für rund 7 500 Haushalte in Ellwangen verfügbar machen.

Powerline ist eine Technologie ähnlich der von DSL. Für die Übertragung verwendet man jedoch eine 230 Volt Stromleitung, welche im Gegensatz zu einem Telefonkabel nicht geschirmt ist. Powerline verursacht daher eine hohe elektromagnetische Störstrahlung, welche in der näheren Umgebung insbesondere AM-Radiostationen und Funkuhren stört. Aus diesem Grund ist der Betrieb von Powerline-Netzen bisher nur über Ausnahmegenehmigungen möglich. Ob diese "störende" Technologie jemals eine bundesweite Zulassung erhält, ist fraglich. Der heutige Ausstieg der Siemens AG stärkt jedenfalls die Zweifel, ob in naher Zukunft eine neue Technologie das Telekom-Monopol (T-DSL) beim schnellen Internet-Zugang brechen oder wenigstens um alternative Angebote ergänzen kann.