komplex

Bezahlsysteme im Internet - welches ist empfehlenswert?

Nur wenige Systeme vereinen die Interessen von Kunden und Händlern
Von Matthias Maetsch

Bereits 20 Millionen Deutsche surfen im Internet, jedoch gerade einmal ein Drittel kauft auch online ein. Woran liegt es, dass der E-Commerce in Deutschland so schleppend voran kommt?

Einen entscheidenden Grund für dieses Akzeptanzproblem stellt nach Meinung der Stiftung Warentest die unsichere und komplizierte Bezahlung von online erworbenen Waren und Dienstleistungen dar. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Finanztest [Link entfernt] wurden in Deutschland verbreitete Bezahlsysteme unter die Lupe genommen. Fazit der Tester: Nur drei Systeme kommen den Anforderungen an Sicherheit, Anonymität und einfacher Handhabung halbwegs nahe. Doch click&buy [Link entfernt] , net900 [Link entfernt] und infin [Link entfernt] haben unserer Meinung nach einen entscheidenden Nachteil: Alle drei "Testsieger" sind Micropayment-Systeme. Micropayment bedeutet, dass die Ausgestaltung dieser Systeme hauptsächlich für Kleinstbeträge (bis etwa 10 Mark) optimiert ist. Waren und Dienstleistungen mit höheren Preisen lassen sich über diese Systeme nicht wirtschaftlich sinnvoll vertreiben.

Finanztest ging in seiner Betrachtung [Link entfernt] ausschließlich vom Standpunkt des Kunden aus. Doch damit ein Bezahlsystem für den Kunden auch zur Verfügung steht, muss zuerst der Händler von dessen Nutzen überzeugt sein. Die Interessen des Händlers sind naturgemäß nicht komplett identisch mit denen seiner Kunden. Der Händler möchte schnell und kostengünstig die Ware bezahlt haben. Dabei ist es insbesondere wichtig, dass die Zahlung sicher garantiert ist und nicht durch den Kunden storniert werden kann.

Besonders der Preis (Disagio) und die Zahlungssicherheit sind bei vielen Bezahlsystemen kaum akzeptabel für den Händler. Zahlungssicherheit brachte bisher nur der Versand per Nachnahme, Kreditkartenbezahlung per SET und die Bezahlung per Geldkarte (eCash). Nachteil dieser Systeme: Für den Händler sind sie äußerst teuer. Bei 100 Mark Warenwert muss der Händler 5-15 Mark für die Transaktion bezahlen. Das lässt im konkurrenzstarken Internet die Gewinne vieler Händler gegen Null schrumpfen. Entscheidet sich der Händler für eine preiswerte Variante (Zahlung per Rechnung oder Lastschrift), muss er um den Erhalt seines Geldes bangen. Zahlt der Kunde nicht oder lässt die Lastschrift platzen, hat der Händler kaum eine Möglichkeit, bei Beträgen unter 100 Mark seine Forderungen gerichtlich durchzusetzen. Ähnlich sieht die Situation bei der Bezahlung per Kreditkarte aus. Da die originale Karte beim Händler nicht vorgelegen hat und dieser daher die Unterschrift nicht prüfen konnte, gewähren die Kreditkartenunternehmen für diese "Mailorder"-Transaktionen keine Zahlungssicherheit. Der Kreditkarten-Inhaber kann die Belastung seines Kartenkontos mit der Bemerkung "nie bestellt" einfach innerhalb von acht Wochen stornieren. Der Händler erhält dann kein Geld. Wird die Ware dagegen ordnungsgemäß bezahlt, muss der Händler 4-7 Prozent Disagio an das Kreditkartenunternehmen zahlen. Bei größeren Rechnungsbeträgen entstehen so hohe Kosten.

Ein positives Beispiel ist unserer Meinung nach das System von Paybox [Link entfernt] . Neben einer monatlichen Nutzungsgebühr zahlt der Händler ein relativ geringes Disagio von drei Prozent. Paybox erkennt gegenüber dem Händler einen Zahlungsanspruch an. Eine Stornierung des Kunden wegen fehlender Zahlungsbereitschaft ist nicht möglich. Für den Kunden hat das System auch einige Vorteile. Er kann anonym, sicher und sehr einfach über sein Handy bezahlen. Trotz einer Jahresgebühr von zehn Mark hatten sich bis Jahresende 2000 bereits 120 000 Kunden bei Paybox registriert, welche zu diesem Zeitpunkt bei 4 300 Händlern bezahlen konnten. Die Kundenzahlen wachsen beständig und lassen den Schluss zu, dass dieses System das Potential besitzt, um zumindest in Deutschland der Standard für das sichere Bezahlen im Internet zu werden. Hinter Paybox steht als 50-prozentiger Eigentümer die Deutsche Bank und als strategischer Partner unter anderem die Lufthansa.