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Trend auf der CeBIT: Waschmaschine per Handy einschalten

Das Büro der Zukunft findet überall statt
Von dpa / Ramona Jahn

Der Computer macht vor keinem Lebensbereich mehr Halt: Nicht nur das Notebook unter dem Arm, das Handy am Gürtel oder der handliche Mini-Computer in der Jackentasche versprechen allgegenwärtige Kommunikation - zu jeder Zeit an jedem Ort. Auch die Waschmaschine, der Ohrring oder das Musikabspielgerät sind Teil der sich immer stärker vernetzenden Welt. Hauptsache flexibel, kabellos, vernetzt und vor allem mobil - so lautet einer der Haupttrends der Computermesse CeBIT 2001.

"Der Zugang zum Internet wird schon in diesem Jahr nicht mehr fast ausschließlich über den PC erfolgen.", ist der deutsche IBM-Chef Erwin Staudt überzeugt. Mobile Zugänge über Handy oder Laptops würden den Computer auf dem Schreibtisch ablösen. "Das Büro der Zukunft wird überall stattfinden.", sagt Werner Biesenberger, Leiter des Projekts "Office 21" des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation.

Nach dem PC, dem Mobiltelefon und dem Persönlichen Assistenten (PDA) werden auf der diesjährigen CeBIT vor allem auch neue Multifunktions-Geräte zu sehen sein. Beispiele dafür sind das bereits im Markt eingeführte Smartphone von Ericsson und der neue "Communicator", den Nokia in Hannover erstmals präsentieren wird. Telefonieren ist bei den Geräten nur noch eine Funktion unter vielen. Als Prototyp eines neuen Computers stellt die Industrie so genannte "Table-PCs" vor. Die sehr flachen Geräte können neben den herkömmlichen Aufgaben eines Desktop-Rechners auch Handgeschriebenenes erkennen.

Ist der Verbraucher ständig unterwegs, soll er auch überall einkaufen können. Nach dem elektronischen Handel setzt die Branche jetzt auf M-Commerce - den Handel über mobile Endgeräte. Von Bankgeschäften bis zur Hotelbuchung soll alles künftig auch unterwegs zu erledigen sein. Vor allem in individuell zugeschnittenen Informationen, wie Navigationssysteme oder Nachrichtenangebote, sieht die Branche den Markt der Zukunft.

Nachdem die Verbraucher von der derzeitigen WAP-Technologie nur wenig überzeugt werden konnten, setzt die Industrie jetzt auf den Durchbruch des neuen Mobilfunkstandard GPRS. T-Mobil-Sprecher Philipp Schindera gibt sich jedoch noch bedeckt. Die angespannte Wettbewerbslage erlaube keine konkreten Produkt-Aussagen vor der CeBIT. Nur so viel: Der Nutzer könne E-Mails und Nachrichtendienste abrufen sowie Bewegungen der Aktienkurse verfolgen. "Wir werden Anwendungen für Privat- und Geschäftskunden zeigen.", sagt Schindera. GPRS sei jedoch nur "der Wegbereiter" für den noch schnelleren Mobilfunkstandard UMTS. "Mit GPRS können Sie den Trailer für einen Film sehen. Bei UMTS wird es möglich sein, ganze Filme zu sehen.", erläutert Schindera.

Wer online einkauft, soll auch gleich übers Handy bezahlen können. Zur Messe startet Viag Interkom ein Pilotprojekt mit bis zu 1 000 Kunden. Telefonnummer, SIM-Card und eine zusätzliche PIN sollen eine sichere Identifizierung gewährleisten.

Die Computerindustrie betritt in diesem Jahr aber auch ganz neues Terrain. IBM wird in Hannover mit digitalem Schmuck Visionen zukünftiger mobiler Endgeräte zeigen: Ohrringe fungieren als Lautsprecher, eine Halskette als Mikrofon, und ein Ring dient als Navigations-Werkzeug im Internet. In einem Gemeinschaftsprojekt mit Miele präsentiert IBM, wie Waschmaschinen über Handy oder Telefon gesteuert werden können. Ist die Waschmaschine kaputt, alarmiert eine SMS den Reparaturservice.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) macht der Branche Mut: Mit mobiler Kommunikation würden zurzeit 42 Milliarden Mark umgesetzt. Für das Jahr 2002 erwartet die BITKOM einen Zuwachs um 26 Prozent auf 53 Milliarden Mark. Deutschland sei mittlerweile größter Mobilmarkt Europas und Nummer drei der Welt.