Durchbruch

Digitalradio in Deutschland vor dem Marktdurchbruch

Ende diesen Jahres können 90% der Deutschen DAB-Programme empfangen / Bereits über 40 Programm-Anbieter on-Air
Von Matthias Maetsch

Lange dachte man, Digitalradio [Link entfernt] (DAB - Digital Audio Broadcasting) wäre in der Versenkung verschwunden, nachdem in den letzten Jahren einzelne Pilotprojekte wenig Anklang bei Bevölkerung und Industrie fanden. Doch hinter den Kulissen entwickelte sich DAB zum ernsten Konkurrenten des heutigen UKW-Rundfunks.

Ende diesen Jahres wird DAB in Deutschland fast flächendeckend empfangbar sein. Bereits jetzt können 70 Prozent der Bundesbürger DAB-Programme von über 40 verschiedenen Programmanbietern empfangen - sofern sie ein DAB-taugliches Empfangsgerät besitzen.

Doch genau hier liegt das eigentliche Problem dieser bereits 1995 eingeführten Technologie. Bis auf wenige teure Testgeräte gibt es bisher kaum DAB-Empfänger. Die Vorserien-Geräte waren teuer und kaum jemand kaufte ein solches Gerät. Wegen mangelndem Absatz produzierte die Industrie keine DAB-Radios in Serie und die Preise blieben hoch.

Doch diesen Teufelskreis wird man noch dieses Jahr durchbrechen, wie Volker Steiner, Leitender Angestellter der Telekom-Tochter T-Systems, auf dem diesjährigen Pressekolloquium der Deutschen Telekom bekannt gab. Man habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und werde diese Technologie nun zielgruppenorientiert vermarkten. Im Schulterschluss mit Herstellern, Rundfunkanstalten und Bundesregierung werde man zur diesjährigen Internationalen Funkausstellung (IFA) ein PR-Feuerwerk veranstalten und dieser Technik kurzfristig zum Durchbruch verhelfen.

Visierte man bisher den Massenmarkt an, möchte man sich nun zuerst auf die Stärken des digitalen Radios konzentriert. Das Autoradio ist seiner Meinung nach die ideale Niesche, aus der man den Massenmarkt angehen könne. DAB ermöglicht einen fast deutschlandweiten Empfang dutzender Radioprogramme in CD-Qualität. Der Gleichwellenfunks, welcher den Betrieb benachbarter Sendestationen auf gleicher Frequenz erlaubt, ermöglicht den kostengünstigen Aufbau eines Sendernetzes mit deutlich mehr empfangbaren Radioprogrammen. Die eigentliche Stärke von DAB, welche besonders im mobilen Einsatz zum Tragen kommt, ist die gleichzeitige Übertragung von Daten und Musik. Zukünftige Navigationssysteme werden durch DAB umfassend mit aktuellen Verkehrs-Informationen versorgt werden können. Eine grafische Darstellung von Verkehrssituationen sowie eine umfangreiche Information über lokale Sehenswürdigkeiten ist mit DAB kein Problem mehr.

Das bereits fast vollständig aufgebaute Sendernetz, die Teilnahme aller großen deutschen Rundfunk-Anstalten sowie die Forcierung von DAB durch Wirtschaft und Politik lassen die digitale Rundfunk-Vision schon in naher Zukunft realisierbar erscheinen. DAB ist übrigens ein internationaler Standard. Der Ausbau der digitalen Sendernetze ist bereits - insbesondere in Westeuropa - weit fortgeschritten. Die sukzessive Ablösung bisheriger analoger Sendernetze ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.