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Telekom: Schwierigkeiten beim Verkauf der TV-Kabelnetze

Breitbandiger Internetzugang per Kabel rückt weiter in die Ferne
Von Rolf Drefs

Finanzierungsschwierigkeiten der Käufer der Kabelnetze verzögern den geplanten Verkauf der Kabelnetze in Deutschland. Dies meldet die Financial Times Deutschland in ihrer heutigen Ausgabe. So sei es für die Kabelunternehmen sehr schwer geworden, dass für den Kauf nötige Kapital zu beschaffen. Seit Herbst letzten Jahres, nach der Finanzierung der UMTS-Lizenzen, sei der Markt für hochverzinsliche Anleihen für Telekommunikations- und Kabelfirmen verschlossen.

Besonders schwierig sei die Lage in Baden-Württemberg, dort wurde der Kaufvertrag zwar bereits im Mai 2000 unterzeichnet, bezahlt hat der Käufer Callahan Associates [Link entfernt] die schätzungsweise drei bis vier Milliarden Mark aber noch nicht. Die Telekom selbst rechnet mit einem Verkauf des Kabelnetzes im ersten Halbjahr 2001. Eigentlich sollte er bereits zum 1. Januar erfolgen.

Von den ursprünglich sieben Interessenten, die im Sommer 1999 ihre Angebote abgaben, seien nur noch drei übrig geblieben. Der entscheidende Punkt sei der Preis. Zitiert wird Paul Moran, Kabelanalyst bei Credit Suisse Boston: "Derzeit verlangt die Deutsche Telekom für ihre Kabelnetze einfach zu viel Geld. Wenn sie das Kabel tatsächlich verkaufen will, muss sie mit dem Preis runtergehen." Abschlüsse über sechs Milliarden Mark, die die Telekom für die Kabelnetze in Nordrhein-Westfalen und Hessen erzielte, seien inzwischen nicht mehr zu erzielen.

Für die Internet-Kunden in Deutschland bedeutet dies: Auf schnelle Alternativen zum DSL-Zugang der Telekom darf weiter gewartet werden. Der Deutschen Telekom kann das nur recht sein. Auf der einen Seite verzichtet sie zwar auf die Einnahmen aus dem Verkauf der Kabelnetze, gewinnt aber andererseits ständig neue Nutzer für ihr DSL-Angebot hinzu und verbessert so wiederum ihre Einnahmen. Laut Financial Times investiert die Telekom von 1999 bis 2001 insgesamt 10 Milliarden Mark in den Ausbau ihrer Telefonnetze, um möglichst flächendeckend in Deutschland den schnellen DSL-Zugang anbieten zu können. Die dafür gewonnenen Kunden dürften für die Betreiber der Kabelnetze wohl verloren sein.