UMTS

Telefonica lässt Mobilfunknetz von Lucent bauen

Group 3G will 13 Prozent Marktanteil - Netzausbau fraglich
Von Volker Schäfer

Nach D2 Privat, das sich beim UMTS-Netzaufbau für Systemtechnik von Ericsson und Siemens entschieden hat, sowie MobilCom, die mit Ericsson handelseinig sind, verkündete nun auch die Group 3G, Neueinsteiger auf dem deutschen Mobilfunkmarkt, auf welche Technik-Lieferanten man beim Aufbau des Mobilfunknetzes der dritten Generation setzt.

Der amerikanische Telekommunikationsausrüster Lucent Technologies wird demnach für 900 Millionen Euro (fast 2 Milliarden Mark) das Mobilfunknetz, das maßgeblich vom spanischen Fernmeldekonzern Telefónica getragen wird, in Deutschland aufbauen. Wie Lucent in Madrid gegenüber der Presse mitteilte, wurde mit Telefónica, dem ehemaligen Monpolunternehmen auf dem spanischen Markt, ein Vertrag mit einer Laufzeit über sechs Jahre abgeschlossen. Er sieht die Lieferung von Hard- und Software vor. Zudem werde sich Lucent finanziell am Aufbau des UMTS-Netzes beteiligen.

Die Group 3G, der neben der Telefónica auch der finnische Mobilfunk-Netzbetreiber Sonera angehört, hatte im August für 16,45 Milliarden Mark eine von sechs UMTS-Lizenzen in Deutschland ersteigert. Bis zum Jahr 2010 will das Unternehmen mit zehn Millionen Kunden einen Marktanteil von 13 Prozent haben. Lucent erhofft sich weitere Kooperationen zum Beispiel in Österreich, Italien oder Spanien, wo Telefónica ebenfalls UMTS-Mobilfunklizenzen ersteigert hat.

Bleibt abzuwarten, auf welche Systemlieferanten D1, E-Plus und VIAG Interkom setzen. Wenn der kommerzielle Betrieb - wie angestrebt - im übernächsten Jahr aufgenommen werden soll, müssen hier die Weichen schnellstens gestellt werden, so dass bereits im Laufe des Jahres 2001 erste UMTS-Basisstationen errichtet werden können.

Fraglich ist allerdings, inwieweit es gerade den Neueinsteigern MobilCom und Group 3G möglich sein wird, ernstzunehmende Mobilfunknetze aufzubauen. Während die vier etablierten Netzbetreiber T-Mobil, D2 Vodafone, E-Plus und VIAG Interkom in vielen Fällen bestehende Standorte, die schon bislang für die GSM-Netze verwendet wurden, nutzen können, fangen die "Neuen" bei Null an.

Die UMTS-Lizenzen fordern eine Bevölkerungsabdeckung von mindestens 50 Prozent bis zum Jahr 2005. Dies ist erreichbar, indem man sich beim Netzausbau zunächst vor allem auf die Ballungsgebiete konzentriert. Doch gerade dort wird es immer schwieriger, für Mobilfunksender geeignete Standorte zu finden. Viele Hausdächer sind - gerade was es die Statik und die elektromagnetische Verträglichkeit angeht - schon jetzt ausgelastet. Bei den noch denkbaren neuen Standorten spielen oft die Eigentümer nicht mit.

Immer häufiger werden Mobilfunksender auch durch Bürgerinitiativen verhindert. Das bekommt schon jetzt der Späteinsteiger unter den GSM-Anbietern, VIAG Interkom, zu spüren. Welcher E2-Kunde ist nicht schon - selbst in Stadtnähe - in Funklöcher gefahren, die nicht geschlossen werden können, weil ein Sendemast an geeigneter Stelle fehlt?

Da verwundert es nicht, dass inzwischen eine gewisse Ernüchterung beim Thema UMTS aufkommt. T-Mobil hat zwar erklärtermaßen das Ziel, das neue Netz irgendwann bundesweit flächendeckend anzubieten. Doch Experten sind angesichts der aktuellen Situation eher skeptisch und meinen: "Möglicherweise wird es nur ein einziges flächendeckendes UMTS-Netz in Deutschland geben."