Aufschwung

Industry at the Edge - E- und M-Commerce in Schwellen- und Entwicklungsländern

Ericsson und UNIDO legen gemeinsame Studie vor
Von Marie-Anne Winter

Der schwedische Technologiehersteller Ericsson und die UNIDO (United Nations Industrial Development Organization) sind übereingekommen, ihr Know-how im Bereich Industrie- und Technologieentwicklung gemeinsam für Programme und Projekte zu nutzen, die die Konkurrenzfähigkeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenländern verbessern. Zugleich wurde eine gemeinsame Studie "Industry at the Edge" [Link entfernt] vorgestellt, welche die riesige Kluft im Bereich der Telekommunikation zwischen Industrienationen und dem Rest der Welt analysiert.

"Für Entwicklungsländer stellt E- und M-Business nicht nur eine Möglichkeit, sondern auch eine Herausforderung dar, der sie sich stellen müssen", schließt die Studie. "Sonst werden sie weiter an den Rand gedrängt werden und in ihrer Entwicklung zurückfallen." Erfolg mit E- und M-Business ist im wesentlichen nicht eine Frage der Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit der notwendigen Technologie, sondern eine Frage der Rahmenbedingungen innerhalb eines Landes. Falls diese stimmen, kann E-und M-Business wesentlich zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit von kleinen und mittelständischen Unternehmen beitragen.

Es wäre überraschend, wenn eine Studie, an der ein Unternehmen beteiligt ist, das sein Geschäftsfelder genau in diesem Bereich ausbauen möchte, zu einem anderen Ergebnis gekommen wäre.

Trotzdem ist es natürlich richtig, dass viele Entwicklungsländer bei der Entwicklung einer eigenen IT-Policy noch vollkommen am Anfang stehen. Ebenso mangelt es am Austausch von Erfahrungsberichten. Die Zusammenarbeit zwischen Ericsson und der UNIDO setzt genau hier an: Entwicklungsländern soll an Hand von "best practice" Beispielen der Weg zu einer erfolgreichen Einführung von E- und M-Business gezeigt werden. Die Studie - entstanden nach Recherchen und Workshops von Ericsson Consulting zusammen mit UNIDO - empfiehlt die Dezentralisierung von Verwaltungs- und Entwicklungs-Verantwortung und eine Zusammenarbeit des öffentlichen mit dem privaten Sektor. Die Studie empfiehlt eine enge Zusammenarbeit zwischen der Privatindustrie und den Regierungen beispielsweise bei der Personalbeschaffung in Bezug auf das nötige technische Know-how. Zugleich sollten die örtliche TK-Infrastruktur und die zugehörigen Dienstleistungen in Privatinitiative ausgebaut werden.

Das klingt sehr vernünftig und praktikabel, die Gefahr ist hier aber, dass erfahrene Konzerne die Regierungen der betreffenden Länder an die Hand nehmen und sich genau die Rahmenbedingungen schaffen, die im Sinne der Betriebswirtschaft zwar optimal sein mögen, von denen die breite Bevölkerung aber nicht zwingend profitiert. Sicherlich hat es etwas für sich, in Regionen, die bisher nicht über ein funktionierendes Telefon(fest)netz verfügen, gleich Mobilnetze aufzubauen, um die Menschen an den Segnungen der modernen Kommunikationstechnik teilhaben zu lassen. Ob es tatsächlich dermaßen nützlich ist, per Handy die Dose Coke am nächsten Getränkeautomaten bezahlen zu können, wenn der heimische Dorfbrunnen gerade trockengefallen ist, bleibt zumindest abzuwarten. Dass es bei der Teilnahme an der ITK-basierten wirtschaftlichen Revolution jetzt um die Wurst geht, ist allerdings offensichtlich: für viele Schwellenländer liegt in diesem Bereich die Möglichkeit, zu den Hochtechnologieländern aufzuschließen. Für die Global Player ist es schließlich unerheblich, in welchen Teilen der Welt sie ihre Gewinne maximieren.