Übertreibung

Ron Sommer: Telekom hat keine Fehler gemacht

Neue Pläne und neue Realitäten bei der Deutschen Telekom
Von Marie-Anne Winter

In einem Interview, das in der morgigen Ausgabe des Hamburger Magazins Stern erscheinen wird, erklärt der Chef der Deutschen Telekom, Ron Sommer, dass die Kurseinbrüche der Telekom-Aktie eine Reaktion auf die Überhitzung des Telekom-Kurses im Frühjahr sind. "Es war klar, dass dieser Übertreibung nach oben eine Übertreibung nach unten folgen musste. Wir haben uns bei der Deutschen Telekom keine Fehler vorzuwerfen." Er rät den Aktionären, nicht nervös zu werden. In der nächsten Zeit sind laut Sommer keine weiteren Übernahmen geplant. "Wir verdauen", sagt Sommer, die Globalisierungsstrategie komme gut voran und es gäbe jetzt keinen Druck, weitere Unternehmen zu kaufen.

Nach der Übernahme von Voicestream sei die Telekom im Mobilfunkbereich "sehr komfortabel positioniert", bis zum Jahr 2004 will die Telekom 25 Millionen Mobilfunkkunden zählen. Für das Jahr 2010 erwartet Sommer, dass alle Mobilfunk-Kunden UMTS-Dienste nutzen werden und durchschnittlich 120 Mark pro Monat dafür ausgeben.

Die Frage ist allerdings, ob private Nutzer wirklich bereit sind, für mobile Dienste, die über physikalische Leitungen immer wesentlich billiger und besser angeboten werden können, überhaupt Geld ausgeben wollen. Davon abgesehen ist es sehr mutig, für einen Markt, der sich dermaßen rasant entwickelt wie der Mobilfunkmarkt, Prognosen über Kosten und Preisentwicklungen in 10 oder auch nur 5 Jahren abzugeben.

Im Internetbereich werde überlegt, gemeinsam mit einer TV-Sendeanstalt ein unfangreiches Nachrichten- und Informationsangebot über T-Online aufzubauen. Sommer sagte allerdings, dass die Telekom nicht plane, eine klassisches Medienunternehmen zu kaufen, wie AOL das mit Time Warner getan habe.

Hier ist anzumerken, dass T-Online als größtes europäisches Internetunternehmen derzeit erst 15 Prozent seiner Einnahmen mit Werbung und E-Commerce-Angeboten verdient. 85 Prozent kommen aus der Bereitstellung des Zugangs, der Infrastruktur und den Onlinegebühren. Dieser Bereich wird als "Access" zusammengefasst. Das soll in den nächsten Jahren anders werden: Bis 2004 plant das Untenehmen, den Access-Anteil an den Einnahmen auf 20 Prozent zu senken, ein Drittel soll mit Werbeeinnahmen verdient werden und der Rest über E-Commerce-Angebote.

Das Kundenpotential ist vorhanden, von den etwa 18 Millionen Internet-Nutzern in Deutschland surfen 5 Millionen über T-Online und der allergrößte Teil der T-Online-Nutzer ändert die Einstellung ihrer Startseite nicht. Gelingt es dem Unternehmen, die Kunden mit interessanten Angeboten auf ihren Seiten zu halten, braucht es "nur noch" die passende Strategie, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.

An dieser Stelle möchten wir noch einmal auf unsere (inzwischen abgelaufene) Leserumfrage "Telekommunikation heute und morgen" hinweisen, an der Sie noch teilnehmen können. Verraten Sie uns, wie Sie sich die Zukunft der Telekommunikation vorstellen.