Langsam

Scheurle kündigt Untersuchungsverfahren gegen Telekom an

Wettbewerbsbehinderung im Ortsnetz und DSL-Dumpingpreise werden vermutet
Von Christopher Paun

Nach einem Bericht des Handelsblatt, geht Klaus-Dieter Scheurle die Öffnung der Ortsnetze in Deutschland zu langsam voran. "Die Telekom setzt offensichtlich das, was sie tun müsste, nicht schnell genug um", sagte der Chef der Regulierungsbehörde auf einer Colt-Presseveranstaltung in Rom. Nach wie vor kommt der Ex-Monopolist auf einen Marktanteil von fast 98 Prozent an den Ortsnetzen, schreibt das Handelsblatt weiter.

Dabei steht einem regen Wettbewerb zahlreicher Telekomunternehmen eigentlich nichts entgegen: Die Deutsche Telekom AG muss ihren Wettbewerbern die so genannte letzte Meile Kupferdraht vermieten. Mehrere Unternehmen, darunter Arcor, Colt oder QSC, wollen mit neuer DSL-Technik diese Anschlüsse zur Datenautobahn aufrüsten. Um auf der letzten Meile tätig werden zu können, müssen die neuen Anbieter ihr Netz an den Hauptverteilern mit dem Telekom-Netz verknüpfen. Beim Zugang zu diesen Technikräumen türmten sich regelmäßig Hindernisse auf, kritisiert etwa der VATM, der Verband der neuen Wettbewerber. Absprachen für Termine vor Ort dauerten Wochen. Plötzlich seien Räume voll, wegen einer zu schwachen Klimaanlage nicht geeignet, oder der Schlüssel sei nirgends zu finden. Außerdem beschäftige die Telekom Subunternehmer, die keine Ahnung von der Technik hätten, beschwert sich Colt Deutschland-Chef Horst Enzelmüller.

Diese Missstände will Scheuerle jetzt förmlich untersuchen. "Die Wettbewerber sind allerdings selber Schuld, wenn sie derartige Fälle nicht bei der Regulierungsbehörde anzeigen", wies er Kritik am späten Eingreifen zurück. Ein Regulierer könne nur effektiv arbeiten, wenn die Unternehmen ihm die Fakten lieferten, so Scheurle. Er äußerte den Verdacht, dass die Telekom Wettbewerb so lange verhindern wolle, bis sie mit eigenen DSL-Verbindungen einen Großteil dieses neuen Marktes für sich reserviert habe - zum Teil auch durch Einsatz von Dumpingpreisen.

Hart kritisierte Scheurle auch den schleppenden Verkauf der Kabelnetze. Investoren wie Richard Callahan in Nordrhein-Westfalen, die nur Teile des Netzes kauften, könnten damit nichts anfangen, meinte Scheurle. Callahan hält 55 Prozent, der Rest gehört der Telekom. Falls Callahan nun mit der Übernahme von Netcologne die Lücken teilweise schließen wolle, würden das Kartellamt und die Regulierungsbehörde dies vermutlich untersagen: Die Telekom würde damit indirekt - durch die Partnerschaft mit Calahan - Kontrolle über einen wichtigen regionalen Wettbewerber erhalten.