Milliardengrab?

UMTS: Sind die Lizenzen wirklich 100 Milliarden wert?

Scheurle attestiert Bietern "rationales Vorgehen" - Verbraucher haben Bedenken
Von Christopher Paun

Das Bieterrennen um die begehrten UMTS-Mobilfunklizenzen ist schon längst in schwindelerregenden Milliardenhöhen angekommen, aber es steuert noch steiler nach oben. Heute haben die an der Auktion beteiligten Firmen ihre Gebote wieder um mehr als ein Drittel auf rund 63 Milliarden Mark erhöht. Wenn die Geschwindigkeit so beibehalten wird, würde man nächsten Montag die von der britischen Auktion vorgegeben Marke von 75 Milliarden Mark erreichen. Am Dienstag wäre dann die magische Grenze von 100 Milliarden an der Reihe.

Der Chef der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post, Klaus-Dieter Scheurle, attestierte den Bietern zwar ein "rationales Vorgehen", aber für so manchen Verbraucher sieht es aus, als hätten die Größen aus der Telekommunikationsbranche jegliche Bodenhaftung verloren. Zum Vergleich: In den Niederlanden wurden für die UMTS-Lizenzen nur 5,3 Milliarden Mark geboten. In Deutschland sind wir schon jetzt bei mehr als dem Zehnfachen, haben aber nur fünfmal soviele Einwohner.

Freuen kann sich darüber bestenfalls Finanzminister Hans Eichel, die Masse der Verbraucher aber nicht. Sie müssen das alles schließlich mit Telefongebühren bezahlen. Aber sind die Verbraucher wirklich bereit soviel zu auszugeben? Die Kosten können nicht deutlich über dem angesiedelt werden, was heute üblich ist. Ein höherer Preis ist nur für Datendienste gerechtfertigt, wo UMTS einen deutlichen Mehrwert gegenüber den bisherigen GSM-Netzen bietet. Und die Zusatzeinnahmen durch M-Commerce-Allianzen sind ebenfalls endlich. Noch in diesem Jahrzehnt rechnet kaum ein UMTS-Experte mit schwarzen Zahlen, schließlich wurden beispielsweise in Großbritannien - vom Kleinkind bis zum Greis - umgerechnet fast 1300 Mark je Einwohner allein für die Lizenzen hingelegt.

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