Zukunft

Fliegende Basisstationen

Neues Solarflugzeug bleibt monatelang in der Luft
Von Steffen Pospischil

In den USA wird zur Zeit ein völlig neuer Flugzeugtyp entwickelt. Es soll unbemannt mehrere Monate in der Luft bleiben können. Das System namens Helios wird zur Tageszeit durch Solarzellen mit Strom versorgt. Ein Teil des erzeugten Stroms wird gespeichert, so dass auch nachts ein Antrieb zur Verfügung steht.

Die Flughöhe beträgt nach Angaben des Herstellers AeroVironment im Einsatz ungefähr 20 Kilometer. Das ist oberhalb des von Verkehrsflugzeugen üblicherweise benutzten Bereichs. Hinter AeroVironment steckt niemand geringeres als die NASA, auch GeneralMotors ist beteiligt.

Als Nutzlast könnte das Flugzeug eine Basisstation tragen und damit ein Gebiet von 65 Kilometern Durchmesser mit Mobilfunk und Internet versorgen. Die Kosten sollen dabei nur ein Bruchteil der Kosten für ein vergleichbares Satellitensystem betragen. Alternativ sind auch wissenschaftliche Missionen denkbar, die durch die langen Flugzeiten und großen Flughöhen begünstigt werden.

Als interessantes Einsatzgebiet dürfte sich auch der Einsatz als Kommunikationsplattform im Katastrophenfall herausstellen. Bei schweren flächenhaften Zerstörungen jeglicher Infrastruktur, wie es bei Erdbeben in Ballungsgebieten der Fall ist, könnte Helios innerhalb weniger Stunden im Zielgebiet einsatzbereit sein und die Kommunikation sichern. Es kreist dazu mit einer Geschwindigkeit von ca. 160 Kilometern pro Stunde über dem Katastrophengebiet und kann tausende Mobiltelefone miteinander verbinden.

Ein großer Vorteil wäre hier die fast uneingeschränkte Mobilität des Systems. Problematisch ist aber der Winter, denn je weiter man sich vom Äquator nach Norden oder Süden entfernt, desto tiefer steht die Sonne und desto kürzer sind die Tage während der kalten Jahreszeit. Irgendwann reicht dann der Tag nicht mehr aus, um die Energiespeicher für die Nacht aufzuladen.

Ansonsten soll Helios ein effizientes System sein. Die Leistungsfähigkeit der Solarzellen wird durch eine transparente Konstruktion gesteigert, so dass auch die von den Wolken reflektierte Strahlung nutzbar wird. Es wurden bereits Testflüge in über 24 Kilometer Höhe absolviert. Hier wurden tagsüber aussschließlich die Solarzellen zur Stromerzeugung verwendet. Der erste 96-Stunden-Flug des nur 900 Kilogramm leichten und mit 66 000 Solarzellen bestückten Fluggerätes ist für 2003 vorgesehen. Von da an ist es nur noch ein kleiner Schritt zum Dauereinsatz.