Handstreich

E-Plus: Übernahme durch niederländische KPN

Rund 18 Milliarden Mark für 77,5-Prozent-Anteil - France Télécom überrumpelt.
Von Andreas Schlebach

Überraschende Wende im Übernahmepoker um E-Plus: Der führende niederländische Telefonkonzern KPN Royal Dutch Telecom kauft nach eigenen Angaben von heute früh 77,5 Prozent der Anteile an dem Düsseldorfer Mobilfunkbetreiber für rund 18 Milliarden Mark. France Télécom, die diese Anteile von den E-Plus-Gesellschaftern Vodafone Airtouch, RWE und VEBA bereits im Oktober hatte übernehmen wollen, kommt demnach nicht zum Zuge.

Möglich geworden ist der Coup durch die Ausübung des Vorkaufsrechts von seiten des vierten E-Plus-Anteilseigners, des US-Telefonkonzerns BellSouth. Dieser behält nun seinen 22,5-Prozent-Anteil an E-Plus für zunächst 18 Monate. Danach besteht für BellSouth die Option eines Tausches dieser Anteile mit solchen von KPN oder KPN Mobile.

France Télécom gerät nun mit ihren Plänen zum Einstieg in den deutschen Markt ins Hintertreffen. Nach dem Bruch der Partnerschaft mit der Deutschen Telekom - wegen der fehlgeschlagenen Übernahme von Telecom Italia - hatten die Franzosen mit der Mehrheits-Übernahme bei E-Plus dem deutschen Ex-Monopolisten direkt Konkurrenz machen wollen. Nun hat offenbar der französische Mischkonzern Vivendi ebenfalls Interesse an einem Einstieg bei E-Plus bekundet; Gespräche mit KPN über eine Kooperation bei Deutschlands drittgrößtem Mobilfunk-Anbieter schließe man nicht aus, teilten die Franzosen mit.

Die Übernahmepläne von KPN stehen allerdings noch unter dem Vorbehalt wettbewerbsbehördlicher Zustimmung. Wenn diese vorliegt, steigt KPN eigenen Angaben zufolge mit mehr als acht Millionen Kunden zur Nummer Drei der europäischen Mobilfunkbranche auf.