Alpenfunk

Mobil telefonieren (fast) zum Festnetzpreis

Ein Blick in unser Nachbarland Schweiz enthüllt, wie teuer die deutschen Anbieter noch sind.
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Ein Blick in unser Nachbarland Schweiz zeigt, dass Mobilfunk nicht so teuer sein muss, wie hierzulande. Denn die Swisscom, führender Anbieter in der Schweiz, hat zum 1. November 1999 die Preise um bis 50% gesenkt. Bei allen Verträgen (außer Prepaid-Karten) kann nun täglich zwischen 22 und 6 Uhr sowie am gesamten Wochenende für 20 Rp./Min. mobil telefoniert werden. Das entspricht einem Preis von 25 Pfennig pro Minute. Hierzulande verlangen die meisten Netzbetreiber noch 39 Pfennig pro Minute nachts und am Wochenende; 29 Pfennig gibt es nur als Option oder aber in dem noch jungen E2-Netz.

Mit "Natel D Business" kann bei der Swisscom für 25 Rp./Min. mobil telefoniert werden, ab der 300. Minute kostet jede weitere Minute nur noch 15 Rappen, das entspricht 18 Pf./Min. In Deutschland verlangen die D-Netze für die Gesprächsminute bei den Geschäftskundenverträgen weiterhin mindestens 39 Pfennig, von der City-Option mal abgesehen. Beim Schweizer Angebot wirkt sich allerdings die Abrechnung in 10-Rappen-Einheiten ungünstig aus; auch ist die Grundgebühr etwas höher als bei den deutschen Geschäftskundenverträgen.

Dennoch: Ein Vielnutzer mit 1000 Gesprächsminuten im Monat fährt in der Schweiz deutlich günstiger als hierzulande. Aber auch Wenignutzer finden attraktive Angebote, wie 59 Rp./Min. zur Geschäftszeit bei "NATEL Swiss".

Ebenfalls drastisch der Preisunterschied bei Anrufen ins Ausland: Ein Gespräch vom Swisscom-Handy nach Deutschland kostet je nach Tageszeit 69 oder 79 Rappen pro Minute, das ist unter einer Mark pro Minute. Vom deutschen Handy in die Schweiz liegen die Gebühren hingegen mit bis zu zwei Mark ungefähr doppelt so hoch.

Offensichtlich geht der Mobilfunkmarkt in der Schweiz vollkommen andere Wege als in Deutschland. Hierzulande werden immer mehr komplizierte Optionen wie "City", "Weekend" oder "Best Friend" eingeführt. Deren in der Tat attraktive Minutenpreise werden eingesetzt, um von den nach wie vor unverändert hohen Minutenpreisen der Standardverträge abzulenken. Die Swisscom gibt hingegen die Kostenvorteile, die sie durch die zunehmende Verbreitung des Mobilfunks hat, durch allgemeine Preissenkungen gleichmäßig an ihre Kunden weiter. Für die Masse der Nutzer, die sich nicht laufend über alle Tarifänderungen informieren und peinlich genau beachten, ob sie sich innerhalb oder außerhalb der Cityzone befinden, oder ob die Weekend-Zeit bereits angefangen hat, dürfte der Schweizer Weg der attraktivere sein.

Allerdings ist bei der Swisscom auch nicht alles Gold: Erst mit der Tarifreform vom 1. November hat Swisscom auch den Natel-D-Swiss-Kunden das Telefonieren im Ausland ermöglicht. Auch der zweite grosse Nachteil wurde erst zu diesem Termin beseitigt: Die Strafgebühr von 50 Rappen pro Minute für ankommende Gespräche bei Natel D Easy, dem Prepaid-Produkt der Swisscom, entfällt ersatzlos. Wahrscheinlich hat man hier aufgrund des auch in der Schweiz zunehmenden Konkurrenzkampfes schnell reagieren müssen.

Übrigens: In der Schweiz wird das Handy meist als "Natel" bezeichnet. Das Akronym stammt noch aus den Anfangszeiten der Mobiltelefonie: "Nationales Auto TELefon".