Gewinn - Verlust

Deutsche Telekom: Beinahe-Crash der Aktie

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Die Deutsche Telekom AG ist an den Einnahmeverlusten bei ihrem zweiten Börsengang offenbar selbst nicht unschuldig. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" habe die DTAG trotz eindringlicher Warnungen aus Bankenkreisen die Kapitalerhöhung so abgewickelt, dass durch gezielten Handel mit Bezugsrechten risikolose Spekulationsgewinne ermöglicht wurden. Der Kurs der (alten) T-Aktie war am letzten Zeichnungstag vor Handelsbeginn nach massiven Verkäufen kurz vor Börsenschluss abgestürzt. Durch den Kursrutsch war der Emissionspreis der neuen T-Aktien auf 39,50 Euro gesunken - summa summarum eine Mindereinnahme für die Telekom von rund 1,22 Milliarden Mark.

Rund 30 Bankhäuser und Kursmakler, so der Spiegel, hätten hinter der "Attacke auf den Aktienkurs" der Telekom gestanden. Insgesamt seien knapp 13 Millionen Papiere in den Markt geworfen worden, wodurch zum Entsetzen der Börsianer am späten Freitagnachmittag der "indikative Preis" - der computerberechnete Kurs, zu dem bei der aktuellen Orderlage die meisten Aktien gehandelt würden - binnen Sekundenfrist um 30 Prozent abgestürzt war. Nur mittels einer eilig durchgeführten Auktion, bei der allen Marktteilnehmern die Möglichkeit gegeben wird, auf die Verkaufsorders zu reagiern, konnte das Schlimmste am "schwarzen" Telekom-Freitag verhindert und der Kurs auf 39,50 Euro stabilisiert werden.

Hintergrund der dramatischen Kursbewegungen dürften die von der Telekom ihren Altaktionären zugeteilten Bezugsrechte gewesen sein. Zehn der handelbaren Bezugsscheine berechtigten nämlich zum Kauf einer T-Aktie mit zwei Euro Rabatt - mithin ein innerer Wert von 20 Cent pro Schein. Eine Milchmädchenrechnung also für gewiefte Anleger, die eine risikolose Arbitrage witterten, als an jenem Freitag rund 104 Millionen Bezugsrechtscheine den Besitzer wechselten - zum Preis von 18 Cent. Wer sich etwa 10 Millionen Bezugsrechte für 18 Cent gesichert hatte, brauchte an dem besagten Freitag nur eine Million T-Aktien zum Schlusskurs zu verkaufen - egal, zu welchem Schlusskurs. Denn schon am Montag hatte derjenige die Gelegenheit, die eine Million Aktien für nochmals zwei Euro Rabatt weniger zurückzukaufen. Kein Wunder, dass das Wort vom "free lunch" - kostenloses Mittagessen - unter den Börsianern die Runde machte.

Wer genau hinter der Attacke auf den T-Kurs steckte, das versucht nun das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel herauszufinden. Seien es nun einige Banken, die in eigenem Namen oder für ihre Kunden gehandelt haben, seien es verschwörerische Aktionen der institutionellen Anleger, die Ron Sommer die trickreiche Mehrgewichtung der T-Aktie im Dax verübeln: Profiteure sind in jedem Falle die Millionen von Kleinanlegern, die die T-Aktie zu einem Preis erhalten haben, der noch kurz vor Zeichnungsschluss kaum erträumt werden konnte.