Hintergrund

AOL-Rückzug bleibt für deutsche Kunden fast folgenlos

Mail-Adressen bleiben weiter nutzbar - Internet-Zugang läuft über HanseNet
Von dpa / Marc Kessler

Ein Freizeichen, eine schnelle Abfolge von Einwahltönen gefolgt von einem undefinierbaren Kreischen - und dann war man drin im Netz. Das Dial-Up-Modem gehörte zum Internet der 1990er und frühen 2000er Jahre genauso wie AOL. Wer damals privat einen Zugang zum Netz wollte, hatte wenig Auswahl: Die meisten nutzten die Zugangssoftware von T-Online oder eben von AOL.

Die entsprechende Software wurde als CD-ROM überall verteilt und lag fast jeder Computerzeitschrift bei. Wer mit einem Dial-Up-Modem im Netz surfte - oder besser kroch -, der kam auf eine maximale Downloadgeschwindigkeit von 56 kBit/s. Für Videos und mp3-Songs, die heute in Sekundenschnelle heruntergeladen werden, bräuchte man mit dieser Technik eine gefühlte halbe Ewigkeit.

Nun zieht sich AOL - wie berichtet - vom deutschen Markt zurück. Für Kunden des Internet-Dienstleisters hat dies aber kaum Auswirkungen. Denn wer zuletzt über einen Zugang des Unternehmens im Web gesurft hat, war genaugenommen ein Kunde von HanseNet. Die Firma hatte das entsprechende Geschäft von AOL komplett übernommen. "Die Kunden waren technisch, abrechnungstechnisch und vertragsmäßig bei HanseNet, nur das Produkt hieß noch AOL", sagt Unternehmenssprecher Carsten Nillies.

AOL Mail weiterhin nutzbar

AOLs deutschsprachiger Mail-Dienst, den HanseNet nicht übernommen hatte, bleibt erhalten. "Unsere Kunden können ihre E-Mail-Fächer weiter aufrufen und nutzen", sagt AOL-Sprecher Thomas Knorpp. Auch den Medienplayer Winamp, hinter dem das Unternehmen steht, wird es weiter mit deutscher Oberfläche geben. Das gilt auch für den Instant Messenger AIM. Dagegen soll AOLs deutschsprachiges Webportal nur in "verschlankter" Form weitergeführt werden.

Das Unternehmen schließt auch sein deutsches Werbenetzwerk AOL Media Netzwerk [Link entfernt] . Es erreicht laut Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (AGOF) monatlich 16,7 Millionen Nutzer und ist damit der fünftgrößte Anbieter in Deutschland. Zu dem Verbund gehören neben dem eigenen Portal AOL.de auch Websites wie StayFriends.de, Gutefrage.net und Auftritte diverser Fußballclubs. AOL sicherte seinen Kunden zu, die Verträge zu erfüllen und bei der Suche eines neues Werbenetzwerkes zu helfen.