Umsatz-Einbruch bei Blackberry - Verkauf nicht ausgeschlossen
RIM vor dem Abgrund
Bild: teltarif.de
Der angeschlagene Blackberry-Anbieter RIM will
seinen Niedergang mit drastischen Maßnahmen stoppen. Nach einem
weiteren schwachen Quartal schloss der erst seit zwei Monaten
amtierende deutsche RIM-Chef Thorsten Heins auch die Möglichkeit
eines Verkaufs nicht aus. Das sei im Moment aber keine Priorität. Der
frühere Siemens-Manager Heins will zunächst auf Kooperationen setzen
und versuchen, zur alten Stärke im Unternehmensmarkt zurückzufinden.
RIM vor dem Abgrund
Bild: teltarif.de
Im vergangenen Quartal spitzte sich die Krise mit einem
Umsatzeinbruch und roten Zahlen weiter zu. Der Umsatz sank um ein
Viertel auf 4,19 Milliarden US-Dollar, wie das kanadische Unternehmen
mitteilte. Unterm Strich gab es in dem Anfang März
abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal einen Verlust von
125 Millionen Dollar. Ein Jahr zuvor hatte RIM noch 934 Millionen
Dollar Gewinn gemacht.
Konkurrenz setzt RIM zu
RIM (Research In Motion) kämpft schon seit einiger Zeit mit massiven Absatzproblemen. Die Blackberrys waren einst vor allem bei Unternehmen und Behörden als mobile E-Mail-Geräte populär. Doch inzwischen haben das iPhone von Apple sowie Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android die Blackberrys von zwei Seiten in die Zange genommen. Der Absatz fiel jetzt allein im Vergleich zum Vorquartal um 21 Prozent auf 11,1 Millionen Geräte.
RIM hatte lange den Trend zu Touchscreen-Handys ignoriert und sich an seine klassischen Modelle mit kleinem Bildschirm und kompletter Tastatur geklammert. Einer von Heins' Vorgängern, der langjährige Co-Chef Jim Balsillie, dem Investoren die Mitverantwortung an der aktuellen Misere ankreiden, verlässt jetzt auch den Verwaltungsrat. Heins räumt zudem in der Chefetage auf: Technologiechef David Yach und der bisher für das operative Geschäft zuständige Jim Rowan verlassen das Unternehmen.
Heins, der 2007 aus der früheren Kommunikationssparte von Siemens zu RIM kam, soll das Steuer herumreißen. Seine ersten Äußerungen nach Amtsantritt hatten noch eher einen "Weiter-So"-Ton. Jetzt räumte er erstmals ein, dass das Unternehmen radikale Veränderungen brauche. RIM prüft nach seinen Worten diverse "strategische Möglichkeiten" inklusive Partnerschaften und Gemeinschaftsunternehmen sowie die Vergabe von Lizenzen auf sein Betriebssystem. Heins will RIM wieder verstärkt auf das Geschäft mit Unternehmen ausrichten und Angebote für den Verbrauchermarkt zurückfahren.
Blackberry 10 soll Ruder herumreißen
Die große Hoffnung von RIM ist nach wie vor das nächste Betriebssystem Blackberry 10, das nach mehreren Verzögerungen nun im zweiten Halbjahr erscheinen soll. Im Mai sollen erste Prototypen präsentiert werden. Zugleich sollen günstige Geräte mit dem aktuellen Betriebssystem verstärkt in den Markt gedrückt werden. RIM hat weltweit 77 Millionen Blackberry-Kunden und wächst deutlich langsamer als der Markt.
"Wir werden jeden Stein umdrehen", versprach Heins in der Telefonkonferenz nach den Quartalszahlen. Branchenanalysten sahen in RIM zuletzt den am meisten bedrohten Marktteilnehmer. Nach früheren Informationen des "Wall Street Journal" sollen Microsoft und Nokia zwischenzeitlich über ein gemeinsames Angebot für RIM nachgedacht haben.
RIM lieferte im vergangenen Quartal 500 000 seiner Playbook-Tablets aus. Zum Vergleich: Apple verkaufte in seinem vergangenen Geschäftsquartal bis Ende Dezember 15,4 Millionen iPads. Vom neuen iPad konnte Apple zum Marktstart an drei Tagen alleine drei Millionen Geräte absetzen. Eine hohe Abschreibung auf die Playbook-Lagerbestände hatte RIM einmal bereits die Zwischenbilanz verhagelt.