Umarmung

Yuilop, Pinger & Co.: Provider wollen VoIP-Anbieter mehr einbinden

Over-the-Top-Anbieter lebten bisher in erster Linie vom Interconnect
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Einen nächsten Schritt hat die Deutsche Telekom eingeschlagen, die aus ihrer Berliner Denkfabrik Telekom Innovation Laboratories verschiedene Startups gegründet hat, darunter die mvoip factory, die sich als Wahlspruch "give your customer a voice" gewählt hat.

mvoip tritt als "White Label Anbieter" auf, d.h. ein Markeninhaber beauftragt den Anbieter unter seinem Namen aktiv zu werden, was beispielsweise in der Lebensmittel­branche seit langem gang und gäbe ist. Dazu hat mvoip einen OTT-Client zum Download für Smartphones entwickelt, welcher u.a. Sprache, Textnachrichten oder Video­botschaften und Dateitransfer ermöglicht und dann von einem interessierten Unternehmen mit dem eigenen Etikett versehen wird. Die App wird es zunächst für Google Android und Apple iOS geben, weitere Systeme sollen später folgen, im Gespräch sind BlackBerry 10 und Windows 8, Termine gibt es dafür aber noch nicht.

Wenn also beispielsweise eine Schnell­restaurant-Kette ihren Kunden etwas gutes tun wollte, könnte sie diese App unter eigenem Namen ihren Kunden zum Download anbieten, die Kunden können untereinander (im Rahmen der Marken-Community) miteinander kostenlos kommunizieren. Gegen Bezahlung (Prepaid) werden auch Telefonate in andere (öffentliche) Netze möglich sein, natürlich weitaus günstiger als das bislang der Fall ist, der Kunde muss dazu nur ein Konto einrichten und aufladen. mvoip bleibt dabei im Hintergrund tätig und regelt die Kundenverwaltung und Abrechnung.

Mobile Voice over IP-App als White-Label-Lösung Mobile Voice over IP-App als White-Label-Lösung
Screenshot: teltarif.de
Der Software-Client erlaubt "Multinumbering", d.h. man kann mehrere verschiedene Rufnummern für diesen Dienst vorraussichtlich kostenlos registrieren, wobei es sich dabei nicht einmal um Mobilfunk-Rufnummern handeln muss, es könnten auch Festnetz­nummern sein, die dem Kunden entweder bereits schon vorher gehörten oder die er vom Anbieter zur Verfügung gestellt bekommt. Dabei kann auf Wunsch auf Rufnummern aus über 50 Ländern zurückgegriffen werden.

Anwendung auch denkbar für "geschlossene Gruppen"

Denkbar ist diese Anwendung nach Auskunft von Brendt Wucherer und Alois Widmann von mvoip auch für "geschlossene Gruppen". Falls ein Unternehmen seine interne Kommunikation auf eine solche Plattform heben wollte, hätten Außenstehende darauf keinen Zugriff.

Alois Widmann von mvoip ist Branchenkennern kein Unbekannter: Er leitete einst die VIAG Europlattform, welche unter dem Markennamen MONTEL die erste europäische Roaming-SIM-Karte überhaupt anbot und mit Liechtensteiner Rufnummer und einheitlichen Tarifen in allen europäischen VIAG-Interkom Partnernetzen ihrer Zeit weit voraus war. Beim dem Verkauf der VIAG Interkom an o2 wurde das Unternehmen damals an die Orange Schweiz verkauft, die das Angebot bald ersatzlos einstellte.

Widmann war technischer Chef beim Roaming-SIM-Karten-Pionier United-Mobile (zunächst mit Liechtensteiner und später mit Isle-of-Jersey-Rufnummern) und entwickelte weitere spannende SIM-Kartenangebote, wie die hier schon vorgestellte Maxroam, welche zunächst eine Jersey-Rufnummer und später einer britischen Vodafone-SIM-Karte und einem niederländischen SMSC verband.

Wie am Rande des MWC zu erfahren war, soll mvoip bereits erste Vorverträge mit interessierten Partnern abgeschlossen haben oder kurz davor stehen, als Namen wurden auf dem MWC unter anderem Gigaset (schnurlose Telefone, Nachfolger der Siemens-Telefon-Aktivitäten) und die Fluglinie "Lufthansa" genannt.

Die Ausgründung von mvoip als eigenes Unternehmen soll es ermöglichen, diese Angebote auch Kunden anzubieten, die vielleicht eher den Mitbewerbern der Deutschen Telekom nahe stehen oder in dieser Hinsicht "neutral" bleiben möchten.

Weitere Informationen zu diesem Projekt werden zur am Montag startenden IT-Fachmesse CeBIT erwartet. mvoip wird auch dort am Stand der Telekom zu finden sein.