Internet-TV

TV-Sender öffnen Livestreams für europaweites Publikum

EU-Mitgliedsstaaten sollen Richtlinie zum "Fernsehen ohne Grenzen" umsetzen
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Viele Internetnutzer, die bereits TV-Sender aus dem Ausland per Internet anschauen wollten, kennen diese Meldung: "Der Stream kann leider in Ihrem Land nicht aufgerufen werden". Bis zum kommenden Samstag, 19. Dezember, muss nun eine Richtlinie des Europäischen Parlaments (Richtlinie 2007/65) von den Mitgliedsstaaten umgesetzt worden sein: Laut der EU-Verordnung sollten TV-Sender, die ihre Programme etwa im Internet live ausstrahlen, die Streams in der gesamten EU anbieten. Die Richtlinie ist unter dem Motto "Fernsehen ohne Grenzen" ein Eckpfeiler der EU-Politik im audiovisuellen Bereich. Sie beruht unter anderem auf dem Grundprinzip einer freien Verbreitung der europäischen Fernsehprogramme innerhalb des EU-Binnenmarktes.

Experten und Internetnutzer haben jedoch bereits im Vorfeld Kritik geäußert, dass es sich eher um eine "Soll"- als um eine "Muss"-Richtlinie handelt. So heißt es im Artikel 20 der Verordnung, dass "die Mitgliedstaaten ... Fernsehprogramme, die ausschließlich für ihr eigenes Hoheitsgebiet bestimmt sind", weiter auch nur dort ausstrahlen dürfen. Ergebnis ist, dass sich die meisten TV-Veranstalter auf diesen Absatz berufen und weiter durch IP-Sperren oder Verschlüsselung für eine nationale Abschottung bei Internet-Livestreams und vor allem der Verbreitung über Satellit sorgen.

Einige TV-Veranstalter setzen Richtlinie um

Dennoch gibt es auch Fernsehveranstalter, welche die EU-Richtlinie bereits umgesetzt haben oder dies anstreben. So kann ein Großteil des Fernsehangebotes von Danmarks Radio (DR) aus Dänemark, unter anderem das Fernsehprogramm DR1, nun von allen Europäern live angeschaut werden. Auch der italienische Medienkonzern Mediaset stellt seinen kostenlosen Video-on-Demand-Dienst video.mediaset.it ab sofort Internetnutzern in ganz Europa zur Verfügung.

Und in dieser Woche überraschte der britische Online-TV-Plattformbetreiber TVCatchup [Link entfernt] mit der Ankündigung, die EU-Richtlinie umsetzen zu wollen und - falls Verträge mit den jeweiligen Internet Service Providern (ISPs) in den einzelnen Ländern zustande kommen - den Service auch in anderen Staaten anbieten zu wollen. In dem mit der deutsch-schweizerischen Videoplattform Zattoo vergleichbaren Angebot werden mehr als 50 TV-Sender, darunter alle populären britischen Sender wie BBC oder ITV, ausgestrahlt. Doch hier könnte der Schuss auch nach hinten losgehen. Denn bei einer europaweiten Verbreitung müssten die Sender für Sport- oder Filmrechte weit mehr ausgeben als bisher. Resultat könnte also sein, dass sich die Sender aus Kostengründen von der Plattform zurück ziehen und das Angebot somit ausgedünnt wird.