Neuausrichtung

Offiziell: freenet will Strato verkaufen (aktualisiert)

Webhosting-Sparte soll bis zu 400 Millionen Euro bringen
Von Ralf Trautmann mit Material von dpa

Der Mobilfunk-Anbieter freenet will seine Webhosting-Tochter Strato verkaufen. Der Vorstand habe beschlossen, von potenziellen Erwerbern Interessenbekundungen einzuholen, teilte das Unternehmen heute in Büdelsdorf mit. Dabei werde freenet von Arma Partners LLP als Berater unterstützt. Es gebe eine Reihe von Interessenten, sowohl strategische Investoren als auch private Finanzinvestoren, ergänzte ein Sprecher. Zu Preisvorstellungen wollte er sich nicht äußern. freenet hatte den Webhosting-Anbieter Ende 2004 für 130 Millionen Euro übernommen. Der Strato-Verkauf wäre ein weiterer Schritt zur geplanten Fokussierung auf die Mobilfunk-Sparte.

Einem Bericht der Tageszeitung Die Welt von Anfang Juni zufolge rechnet das Unternehmen mit einem Erlös von bis zu 400 Millionen Euro, Analysten rechnen aber eher mit einem niedrigeren Ergebnis. Seit dem Verkauf der DSL-Sparte an United Internet Ende Mai wurde über die Trennung von der Webhosting-Tochter spekuliert. United-Internet-Chef Ralph Dommermuth hatte bereits Interesse an dem Geschäftsbereich bekundet.

freenet hat nach der Übernahme des kleineren Rivalen debitel im vergangenen Jahr einen Schuldenberg von mehr als einer Milliarde Euro angehäuft. "Wir wollen uns weiter entschulden", sagte der Sprecher. Allerdings sei freenet durchfinanziert und nicht gezwungen zu verkaufen. Außerdem sei das Ergebnis von Strato positiv. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mit seinen rund 500 Mitarbeitern einen Umsatz von 78 Millionen Euro bei einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 35 Millionen Euro erzielt.

Hauptversammlung am morgigen Dienstag

Ob die Aktionäre zufrieden sind, wird sich auf der morgigen Hauptversammlung zeigen. Diesmal dürfte es gemächlicher zugehen als noch vor einem Jahr: Damals hatten die Großaktionäre United Internet und Drillisch lautstark versucht, den ehemaligen freenet-Chef Eckhard Spoerr vom Thron zu stoßen. In diesem Jahr gehen sie etwas subtiler vor, um ihren Einfluss auf das Unternehmen zu erhöhen: Vier neue Kandidaten für den Aufsichtsrat weisen offensichtliche Verbindungen zu United Internet und Drillisch sowie dem dritten Großaktionär, dem Finanzinvestor Permira, auf.