Benutzer Telly schrieb:
Deine Argumentation versteh ich wohl. Das Gericht sieht es anders. Und auch nicht unbedingt in meinem Sinne. Denn viel mehr sollte mal geklärt werden, ob bei sowas Wucher vorliegt oder nicht.
Und sowohl für eine Entscheidung, die Wucher als gegeben erkennt als auch vielleicht eine Entscheidung, die eben kein Wucher erkennt, würde mich die jeweilige Begründung dazu interessieren.
Man stelle sich doch einfach mal vor, man ginge in eine Eisdiele und erlaube sich tatsächlich mal einen Bananensplit, ohne vorher in die Karte zu schauen und am Ende solle man 350 Euro (ca. siebzigfacher Preis; wie im vorliegenden Fall im Vergleich zu 24 cent/MB) für dieses Eis bezahlen.
Klar... natürlich kann man sagen, dass das in der Karte so stand. Dennoch dürfte es als Wucher gelten.
Ist ein schwieriges Thema, aber eigentlich doch ganz einfach. Einerseits schwierig, weil man für beide Seiten vernünftige Argumente finden kann. Aus Sicht von vodafone hat der Kunde ja einen Vertrag unterzeichnet und vf liefert zu den vereinbarten Preisen. Schließe ich einen Vertrag mit einem Stromanbieter, sind die Strompreise vereinbart. Möchte ich dann fünf Jahre später meinen Garten mit 50.000 Watt ausleuchten und spendiere der ganzen Familie neue Elektroautos, sollte ich mir ein paar Euro für Nachzahlungen am Jahresende zurück legen.
Andererseits kann man auch die Kundensicht verstehen, denn die rasante Entwicklung im Mobilfunkmarkt kann man mit kaum etwas vergleichen. Sicherlich ist für viele ein Handyvertrag auch heute noch Telefonieren und SMS. Beim Vertragsabschluss in 2004 war die Datenübertragung wahrscheinlich nur ein Beiwerk irgendwo tief in den Preislisten. Auch dürfte einigen gar nicht klar sein, dass die tollen Fuktionen, die Handys heute haben, keine Funktion des Handys ist, sondern über das Internet realisiert wird.
Ich denke mal, hier hätte auch ein SMS-Hinweis wenig gebracht, denn bevor die SMS gelesen wird, ist das Video schon geschaut und die 45 MB sind übertragen. Hier hätte es nur geholfen, wenn die Datenübertragung ab einem ungewöhnlich hohen Volumen bzw. Kosten gesperrt worden wäre (z.B. 50 Euro) mit einem entsprechenden Hinweis, dass man sich an die Hotline wenden möchte. Dann wäre nach zwei Minuten Schluss gewesen mit dem Video. Ob das technisch möglich ist bzw. war in 2008 sei mal dahin gestellt.
Aber eigentlich wäre die Sache so einfach gewesen! Vodafone sieht sich als Premium-Anbieter, die Kosten für vf haben sich sicher auf Cent-Beträge, maximal wenige Euro belaufen. Nach der Beschwerde des Kunden hätte man die Kosten einfach ausbuchen oder dem Kunden anbieten können den Tarif zu wechseln und den Traffic rückwirkend zu dem neuen Tarif abrechnen können. Damit hätte man den Kunden gehalten und ein Image als fairer Anbieter aufgebaut. Statt dessen hat sich vf auf einen vier Jahre dauernden Rechtsstreit eingelassen, bleibt auf den paar Cent für die Datenübertragung sitzen, muss aber (vermutlich) tausende von Euro für das Gerichtsverfahren zahlen und steht in der Öffentlichkeit als Abz***er da, weil sie einem Kunden hunderte von Euro für eine Leistung berechnen und auch einklagen wollten, die sie anderen Kunden (mit anderen Tarifen) für ein paar Cent anbieten.
Völlig egal, ob vodafone "nur" auf die Einhaltung des geschlossenen Vertrages pocht, in den Augen der Öffentlichkeit ist das einfach nur unfair. Und genau das prägt das Image eines Unternehmens: wie es von der Mehrheit der potenziellen Kunden gesehen wird.
Gruß
GrößterNehmer