Benutzer lexus1234 schrieb:
Hallo,
ohne hier etwas schönreden zu wollen, ist das einfach die Funktionsweise eines globalisierten kapitalistischen Systems,
auch wenn das den betroffenen Arbeitnehmern und ihren Familien natürlich keinen Deut weiter hilft.
Dem kann man wohl kaum widersprechen - aber nur weil es so ist, muß man ja nicht akzeptieren, daß es so bleibt!
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Hallo,
ich warte gespannt auf kreative Gegenentwürfe zum kapitalistischen Wirtschaftsystem.Die letzten wurden wegen Mangel an Beteiligung abgesagt
Allerdings fängt die Sache wenn wir ehrlich sind schon viel früher an. Achtest Du, wenn Du Geld sparst, auf die Zinsen die die Bank Dir zahlt, oder darauf, wieviel Urlaubsgeld sie ihren Angestellten gibt? Und achtest Du beim Einkaufen darauf, ob Tante Emma genug fürs Alter zurücklegen kann oder nicht vielleicht doch eher auf die günstigen Preise bei Aldi?
Gegenfrage: Haben wir nicht schon auch vor dem pervertierten "shareholder value" auf diese Dinge geschaut, ohne daß es solche Auswüchse haben mußte? Und waren die Unternehmen vorher etwa weniger erfolgreich?
Das Problem ist, daß sich die Welt durch den Zusammenbruch des Ostblocks radikal verändert hat. Der angloamerikanische "Raubtierkapitalismus" hat sich gegenüber der Deutschland AG oder Nippon inc. durchgesetzt. Deshalb wird jetzt nach härteren Regeln gespielt, nicht mehr Fußball sondern American Football sozusagen.
Die Maximierung des shareholder-value ist in einer viel größeren Dimension letztlich auch nichts anderes. Ein international tätiges Unternehmen das ihn nicht im Blick hat,
wird über kurz oder lang scheitern.
Das ist eine kühne Hypothese. Gegenbeispiel: Bosch. Als Stiftung und GmbH in den aktiven Sektoren die Nummer 1. Noch ein Beispiel? Bitte: BMW - zwar eine AG, aber mehrheitlich in Familienbesitz. Erfolgreich, weil die Quandts langfristig denken. Im Gegenteil stehen unternehmerisch geführte Unternehmen regelmäßig besser da als AG's. Auch Grohe stand vor den Heuschrecken gut da.
Da hast Du natürlich recht, ich hätte mich hier stärker auf Kapitalgesellschaften beschränken sollen. Personengesellschaften bzw. von Einzelpersonen beherrschte Kapitalgesellschaften können sich natürlich unter Verzicht auf Rendite eine Zeit lang eine gewiße Philanthrophie leisten. Die Frage ist allerdings wie lange.
Wenn uns die Konsequenzen
der Marktwirtschaft nicht gefallen, dann muß man das Wirtschaftssystem eben ändern. Da uns die übrige Welt aber nicht den Gefallen tun wird, unserem Beispiel sofort zu folgen,
erfordert dies dann eine staatliche Kontrolle des Außenhandels, des internationalen Kapitalverkehrs und damit letztlich auch des Reiseverkehrs.
Wieso das denn? Welchen Negativeffekt soll das denn haben, wenn vom Gewinn mehr im Unternehmen bleibt?
Die Frage ist nicht, ob Gewinne im Unternehmen bleiben, sondern daß das Kapital dorthin fließt, wo es die höchste Rendite erzielt.
Und natürlich wäre es nicht nur nötig die
internationale Bewegung des Kapitals zu kontrollieren, sondern auch die des Humankapitals, also hochqualifizierter Arbeitskräfte. Ausreise dann nur noch für Rentner? Das hatten
wir so ähnlich schon einmal.
Im Gegenteil: Würde die Leistung der Mitarbeiter vor allem in deutschen Unternehmen auch entsprechend der Gewinnsituation entlohnt, dann würden die high potentials scharenweise kommen!
Bei Abfluß von Kapital sinkt i.d.R. die Grenzproduktivität der übrigen Faktoren und damit ihr realer Entlohnungssatz. Da gut ausgebildete Arbeitskräfte meist international durchaus mobil ist, würde dem Exodus des Kapitals der Exodus der Fachleute folgen.
Aber das Gegenteil ist der Fall. Spitzenleistung und -qualifikation wird nicht mehr bezahlt. Der shareholder staubt den Gewinn ab.
Doch das werden sie, leider immer weniger in Deutschland.
Gruß Müller2
Gruß Müller2