Naja, mit Ideologien ist das so eine Sache. Viele Dinge im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg sind ideologisch behaftet. Sowohl auf Seiten der Amerikaner, als auch auf Seiten der Koalition der Willigen und dem Rest der Welt.
In meiner 'Ideologie' stellen sich einige Dinge als Fakten dar, die die von George W. Bush angeführte Invasion im Irak insbesondere in bezug auf ihren weltpolitischen Verlauf als höchst verachtenswert erscheinen lassen.
Fakt ist, daß sowohl Herr Bush als auch sein Assistent Herr Blair die Weltöffentlichkeit mehrfach mit manipulierten und gefälschten Berichten über Vorgänge im Irak belogen haben.
Als der UNO-Sicherheitsrat sich nicht von den amerikanischen 'Beweisen' überzeugen ließ, wurde er kurzerhand übergangen. Die Amerikaner sind dann zu einer simplen Zwei-Klassen-Taktik übergegangen:
diejenigen Länder, die den amerikanischen Kurs unterstützten, konnten mit wirtschaftlicher und politischer Gunst bei den Amerikanern rechnen (so z.B. Großbritannien oder Spanien), diejenigen, die die bedingungslose Gefolgschaft verweigerten, wurden sowohl rein verbal als auch praktisch durch wirtschaftliche und politische Ausgrenzung unter Druck gesetzt (so z.B. Frankreich und Deutschland).
Diese Tatsache verdeutlicht zweierlei: zum einen sind wir von einem geeinten Europa noch immens weit entfernt, zum anderen erkennt man die skrupellose Hop-oder-Top Taktik der Amerikaner: wer für das eigene Vorhaben von Nutzen ist, erhält in den USA einen starken Partner, wer stattdessen die Politik der Amerikaner und deren Machtanspruch kritisiert, wird abgestraft und an den Rand gedrängt.
Es ist schon eine Ironie der Geschichte, wie schnell die USA wieder die Nähe der UNO und der 'unwilligen' Staaten gesucht haben, als sie die Lage im Irak nicht mehr in den Griff bekamen.
Ich möchte keinesfalls die Machenschaften des irakischen Regimes und ihres Diktators Saddam Hussein schönreden oder gar verneinen. Im Gegenteil: es wird für das Leben der großen Mehrheit der Iraker von Vorteil sein, daß diese Diktatur nun abgeschafft ist (auch wenn ich bezweifel, daß der Regime-Sturz mittelfristig Stabilität in die Region bringen wird - siehe hier z.B. die inneren Probleme in Afghanistan).
Trotzdem ist das macht-egozentrische Verhalten der USA meiner Meinung nach in höchstem Maße zu verurteilen und insbesondere Europa sollte sich so viel Einheit verschaffen, um hier einen starken Gegenpol schaffen zu können. Die Welt kann und darf nicht hinnehmen, daß das politische und wirtschaftliche Geschehen ausschließlich nach dem Diktat der USA erfolgt.
Und da es den USA eben nicht um Weltfrieden oder Gemeinschaft, sondern ausschließlich um eigene Vorteile geht, halte ich die Bezeichnung als 'Befreier' doch für sehr fragwürdig. Denn erstaunlicherweise: an ein Land wie Nord-Korea, dessen reales Bedrohungspotential wahrscheinlich ungleich höher ist als das des Iraks, wagen sich die USA nicht ran. Die Bevölkerung dort leidet ebenfalls enorm unter den dort herrschenden wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen, aber von einem befreiten Nord-Korea kann man sich in Washington nichts kaufen.
Ich gebe zu, daß vieles in meinen Ausführungen hier wesentlich detaillierter und differenzierter dargestellt werden müßte, das würde aber n den Rahmen eines Mobilfunkforums deutlich sprengen (hat's ja jetzt schon). Trotzdem denke ich, daß eine Aussage wie die Amerikaner seien 'Befreier' genauso ideologisch behaftet ist, wie meine Ansicht, daß den USA etwas Mäßigung und Kooperation gut täte.
Das Leben ist zu kompliziert, in diesem Sinne: frohes Fest!
Benutzer Milzbrenner schrieb:
Falls es bei Dir noch nicht angekommen ist: Die Amerikaner haben den Irak von einem brutalen Regime befreit. Sie sind nicht Besatzer sondern Befreier! Einfach ekelerregend, wie hier die Realitäten ideologisch verbogen werden, unter Inkaufnahme oder unter Akzeptanz der einzigen Alternative, nämlich ein
Verbrecherregime an der Macht zu lassen, Pfui!