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Privat war gestern: Wo wir Datenspuren hinterlassen

Ob am Handy, beim Shopping oder im Büro: Überall wird gesammelt
Von Peter Reelfs

Datenspuren bleiben auch beim Surfen im Internet zurück. So kann jeder Webseitenbetreiber ablesen, wer zu Besuch war und dabei ermitteln, welche IP-Nummer, welches Betriebssystem und welchen Browser der Besucher verwendet hat. Er kann sogar unter Umständen sehen, welche Webseite dieser zuvor besucht hat und wohin es ihn weiter verschlägt. Technisch möglich ist es zudem, heimlich eine Software auf den Besucher-PC zu übertragen und diesen auszuspionieren. Letzteres lässt sich glücklicherweise meist durch den Einsatz einer Schutz-Software verhindern.

Die IP-Nummer speichert beispielsweise auch Google, wenn man dessen Suchmaschine benutzt. Für mehrere Monate legt Google neben der IP-Nummer auch den Suchbegriff, das Datum und den verwendeten Browser ab. Oft ist es aber auch hier der Anwender selbst, der bereitwillig seine Daten und Informationen über sich preisgibt, etwa in Web-2.0-Diensten wie Facebook und Co. Auch die Teilnahme an Gewinnspielen hinterlässt Datenspuren und dient fast immer nur dazu, Daten zu sammeln, für Werbezwecke einzusetzen und gegen Geld weiterverkaufen zu können.

Datenleck: Navigationsgerät

Selbst beim Autofahren kann man Datenspuren hinterlassen. Etwa dann, wenn man interaktive Dienste des Geräteherstellers nutzt. Wer Kartenkorrekturen mitteilt, zeigt gleichzeitig, wo er sich aufhält, mitunter sogar mit Datum und Uhrzeit. Auch die Teilnahme an Diensten, die den Verkehrsfluss dokumentieren und das Ausweichen von Staus optimieren sollen, sind nur möglich, wenn die Navigationsgeräte die Position inklusive der Bewegungsgeschwindigkeit übermitteln. Wem das nicht geheuer ist, der muss auf solche Services verzichten.

Ein Datenleck anderer Art stellt ein Navigationsgerät dar, wenn man ein Auto nicht alleine verwendet. Ist in einem Mietwagen oder auch Firmenwagen solch ein digitaler Pfadfinder installiert, können der Chef und alle, die den Wagen mitbenutzen, in der Historie ablesen, welche Ziele der Fahrer zuvor angesteuert hat. Wer das nicht möchte, nutzt besser den guten alten Auto-Atlas.

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Apropos Arbeitgeber. Dieser kann nicht nur das Navi kontrollieren. Manche Chefs gehen gar soweit und spionieren ihre Angestellten heimlich mit Überwachungssoftware aus. Diese dokumentiert jeden Tastenanschlag, inklusive Passwörtern und Zugangscodes, kann heimlich Bildschirmfotos machen und sogar eine angeschlossene Webcam aktivieren, um nachzusehen, ob auch wirklich gearbeitet wird. Soweit gehen nicht alle Chefs, die hinter ihrem Personal herschnüffeln. Manch einer begnügt sich mit der Analyse der Netzwerkdaten. So erfährt der Chef immerhin, welche Webseiten die Arbeitnehmer besuchen und ob sie private E-Mails schreiben.

Datenleck: Einkaufszentrum

Beim Einkaufen wechseln besonders häufig Daten den Besitzer, zumindest wenn Karten im Spiel sind. So speichert jede Transaktion per Kredit- oder EC-Karte den Einkauf samt Benutzerinformationen. Diese dürfen nur verwendet werden, um an das jeweilige Geld des Kunden zu kommen. Erlaubt ist hingegen das Sammeln und Verwenden von Daten mittels Kundenkarte, diesem muss der Nutzer allerdings zustimmen. Auch hier speichern die Shops Zeitpunkt, Art der Ware, Kaufsumme sowie alle persönlichen Daten, die man bei der Registrierung abgeben hat – nicht selten auch das Monatseinkommen. Damit lassen sich Profile erstellen und ablesen, welche Produkte die Käufer bevorzugen und entsprechende Werbung zusenden. Die Daten fließen immer dann, wenn man die entsprechende Karte zückt. Vollkommen unbemerkt lassen sich hingegen Funkchips mit RFID-Technik auslesen, die auf immer mehr Produkten zu finden sind. Die Chips finden auch auf Ausweisen und Identitätskarten Verwendung. Hier besteht die Gefahr, dass die Daten heimlich ausgelesen und verwendet werden. Wer dieser Überwachung entgehen will, sollte stets mit Bargeld zahlen und auf Kundenkarten verzichten. Ganz entkommen kann er den RFID-Chips aber nicht, denn die stecken mittlerweile auch im Reisepass und künftig auch im Personalausweis. Spätestens bei Übertreten der EU-Grenze gibt dieser seinen Speicher preis.

Beim Datenschutz ist in erster Linie die Politik gefragt - aber auch der Nutzer

Datenspuren lassen sich in der modernen Welt nicht vermeiden, wenn am normalen Leben teilgenommen wird - für manche Anwendungen sind sie existentiell, bei anderen bezieht sich die Sammelwut einfach auf zu viele Bereiche. Wie wir gezeigt haben, lässt sich aber an manchen Stellen die Menge der hinterlassenen Daten zumindest reduzieren. Hier ist dann der Nutzer selbst gefragt, nicht auf Bequemlichkeit zu setzen - vorausgesetzt, er interessiert sich überhaupt für dieses Thema: Obwohl die Problematik bekannt ist, achten in der Praxis wenig Betroffene auf einen effektiven Schutz ihrer eigenen Daten. Auch im politischen Alltag ist der Datenschutz abseits einiger Skandale eher ein Randthema - obwohl allein die Politik die Macht hätte, hier wirklich effektiv und umfassend einzugreifen.