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Das Chamäleon lässt grüßen: OpenSuse 11.2 auf dem Netbook

Von Falko Benthin

Bereits in der letzten Woche haben wir uns mit der MUD-Netbook-Edition der MandivaUser.de-Community eine Alternative zu MS Windows und Ubuntu Netbook Remix auf dem Netbook angesehen. Diese Woche haben wir uns das frische OpenSuse 11.2 vorgenommen, von dem die Entwickler behaupten, dass es das beste OpenSuse für Notebooks und Netbooks aller Zeiten sei.

Das Image von OpenSuse ist hybridfähig, das heißt, es kann sowohl auf eine Boot-CD gebrannt, aber auch mittels dd if=image of=USB-laufwerk bs=4M direkt auf einen USB-Stick oder eine SD-Karte übertragen werden. Für unseren Test haben wir uns für die KDE4-Live-CD entschieden. Die Gründe dafür: das 4,7 GB große DVD-Image bringt mehr mit, als Netbooks gut tun würde. Da die kleinen Geräte vorrangig zum Surfen und für unterwegs konzipiert wurden, brauchen sie nicht zwei grafische Desktop-Umgebungen, drei alternative Windowmanager, vier Mail-Clients, mehrere Bildbetrachter und Bildbearbeitungsanwendungen. Gnome auf dem Netbook begegnet uns fast täglich, KDE wird dagegen eher selten auf Geräten mit kleinen Displays eingesetzt. Das machte neugierig.

Der Bootvorgang des Live-Systems vom USB-Stick war nach 90 Sekunden komplett abgeschlossen. Gleich zu Beginn fällt auf, dass die Bildschirmauflösung zwar korrekt erkannt wurde, die Schriftarten für den kleinen Bildschirm aber etwas zu groß geraten sind und darum einer Anpassung bedürfen, die sich unter Systemeinstellungen -> Erscheinungsbild -> Schriftarten vornehmen lässt. Das ist schnell erledigt, danach wird vieles ansehnlicher auch wenn sich das Startmenü weiterhin etwas zu breit macht.

Um Änderungen dauerhaft zu machen und zu sehen, wie sich die Softwareverwaltung handhaben lässt, haben wir OpenSuse kurzerhand auf einer SD-Karte installiert. Yast2 schaufelte das KDE-Live-System problemlos auf die mobile Speicherlösung, die Installation dauerte ca. 15 Minuten. Der anschließende Neustart verlief ohne negative Überraschungen, die "automatische Konfiguration" hätte allerdings etwas dynamischer arbeiten können, aber letztere wird nur einmalig durchgeführt.

Yast2 ist das Einstellungszentrum von OpenSuse. Hier wird Software nachinstalliert und aktualisiert, lassen sich die Optionen für das Verhalten des Systems einstellen, neue Hardware in Betrieb nehmen, Dienste konfigurieren und neue Benutzer anlegen. Vieles lässt sich zwar auch auf der Kommandozeile erledigen, doch wer es bequem mag, kommt an diesem Tool nicht vorbei. Umso erfreulicher ist es, dass es sich intuitiv benutzen lässt.

Was ist drin? Nach der Installation der KDE-Variante hat eine Reihe sinnvoller Anwendungsprogramme ihren Weg auf die Platte gefunden. Um im Web zu surfen, sind Firefox und der KDE-eigene Browser und Dateimanager Konqueror, zum Chatten Kopete und der IRC-Client Konversation dabei. Um Mails kümmert Kmail. Daneben haben die OpenSuse-Entwickler auch den Micro-Blogging-Client Choqok der Standardinstallation würdig betrachtet.

Büroarbeiter können mit OpenOffice 3.1.1 ihrem Arbeitsdrang frönen. Für multimediale Ausschweifungen gibt es die Mediaplayer Kaffeine und Amarok, die Bildbearbeitungssoftware Gimp, die Fotoverwaltungen FotoShow und DigiKam sowie die Brennapplikation k3b. Fehlt eine Anwendung, lässt sie sich in der Regel nachinstallieren. Anders als viele andere Distributionen lassen sich in OpenSuse auch Nutzer-Repositories, beispielsweise Packman, mit einem Klick hinzufügen. Wer topaktuelle Versionen seiner Software liebt, wird sich über den Build-Service freuen. Gibt ein Projekt eine aktualisierte Version seiner Anwendung heraus, ist sie oft wenige Stunden später im Buildservice verfügbar.

Fazit: OpenSuse läuft problemlos auf Netbooks und ist auf der Höhe der Zeit. Das System basiert auf einem Kernel 2.6.31.5, in den Repositories gibt es reichlich freie Software. Wer es topaktuell mag, kann auf den Build-Service zurückgreifen. Diejenigen, die ein Netbook ihr eigen nennen, in dem kleine SSDs verbaut sind, sollten zweimal über den Einsatz von OpenSuse 11.2 nachdenken, denn das Betriebssystem erweist sich als speicherhungrig. Speichermedien sollten vor der Installation mindestens 8 GB freien Platz aufweisen. Für Anwender, welche bisher mit Gnome gearbeitet, bedeutet die Bedienung von KDE sicher eine Umstellung. Diese ist aber nach kurzer Zeit gemeistert, anderenfalls ist OpenSuse 11.2 auch mit Gnome zu haben. Wer auch auf dem Desktop mit KDE arbeitet und eine Festplatte oder SSD mit ausreichend freiem Speicher in seinem Netbook hat, kann an OpenSuse 11.2 auf dem kleinen Gerät durchaus seine Freude haben.

[Bild Chamäleon: © Sabine Geißler / PIXELIO]