Daten-Dienste

Kampf um den Zukunftsmarkt mobiles Internet

Netzbetreiber treten gegen Endgeräte-Hersteller und Inhalte-Anbieter an
Von Christian Horn

Für die europäischen Mobilfunkanbieter werden die mobilen Daten-Dienste in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen, sagt eine neue Studie des Beratungsunternehmens Booz Allen Hamilton [Link entfernt] voraus. Während die Mobilfunkanbieter im Jahr 2007 noch 82 Prozent ihrer Umsätze mit traditionellen Sprachdiensten und 18 Prozent mit Daten-Diensten, inklusive SMS-Versand und E-Mail-Push-Dienste, erwirtschaftet hätten, sei in den kommenden Jahren eine deutliche Verschiebung der Umsatzverhältnisse zugunsten der mobilen Daten-Dienste zu erwarten. Der schon seit Jahren angekündigte Erfolg des mobilen Internet werde nun endlich Realität.

Die Entscheidungsfrage: Konfrontation oder Kooperation?

Für die Mobilfunk-Netzbetreiber sei es in diesem Umfeld entscheidend ihre Geschäftsmodelle konsquent auf den Prüfstand zu stellen, um nicht gegen Endgeräte-Hersteller, Inhalte-Anbieter oder Internet-Portale ins Hintertreffen zu geraten. "Große und mächtige Internet-, IT- und Endgeräte-Anbieter bringen sich strategisch in Stellung. Sie wollen sich ein großes Stück aus dem Umsatzkuchen des mobilen Internets herausschneiden", erklärt Dr. Roman Friedrich, Geschäftsführer und Telekommunikationsexperte bei Booz Allen Hamilton. "Traditionelle Mobilfunkanbieter stehen vor der Entscheidung, ob sie den neuen Wettbewerbern im Kampf um diesen Zukunftsmarkt mit einer Konfrontations- oder einer Kooperationsstrategie begegnen wollen."

Durchschnittliche Nutzungsdauer steigt rapide

Die Untersuchung habe ergeben, dass für die Netzbetreiber in einem Mobilfunkmarkt, der bei den Sprachdiensten zunehmend von Discount- und Flatrate-Tarifen dominiert werde, das künftige Wachstumspotenzial bei den Daten-Diensten liege. So würden zwar schon 77 Prozent der Mobilfunk-Nutzer in Europa über die technischen Voraussetzung für die mobile Internetnutzung verfügen, mit 31 Prozent aber nur etwa ein Drittel der Nutzer mobile Internetdienste tatsächlich auch nutzen.

In der Gruppe der Nutzer des mobilen Internet allerdings steige die Nutzungsdauer rapide: Zwischen 2001 und 2006 habe sich die durchschnittliche Nutzungsdauer um den Faktor zehn erhöht und bis zum Jahr 2011 soll die durchschnittliche Nutzungsdauer um weitere 220 Prozent ansteigen.

Warnung vor dem Szenario der "Bit Pipe"

"Die Renner des etablierten Internets werden sich dabei auch im mobilen Internet durchsetzen", prognositiziert Friedrich. "Umsätze mit mobilen Ablegern von Social Communities, Newsdiensten und eCommerce-Angeboten werden solche mit Messaging-Angeboten wie SMS und Push-E-Mail mit großem Tempo überholen." Für die Mobilfunkanbieter sei es deshalb entscheidend, attraktive Inhalte über Kooperationspartner in ihre mobilen Vermarktungsplattformen einzubinden. "Mobilfunkanbieter können auf Dauer nicht kontrollieren, welche Angebote und Anwendungen Kunden auf ihrem mobilen Endgerät nutzen. Statt sie zu bekämpfen, müssen Netzbetreiber das mobile Web über offene Systeme offensiv und aktiv mitgestalten."

Die Unternehmensberatung warnt, sollten den Mobilfunkbetreiber solche Koooperationen nicht gelingen drohe das Szenario der "Bit Pipe", bei dem die Mobilfunkanbieter nur als Infrastruktur-Anbieter agieren und nur deutlich geringere Umsätze erzielen könnten.