Neuanfang?

Joint-Venture von Nokia und Siemens in Gefahr? (aktualisiert)

Siemens wird letzte Rate an BenQ nicht zahlen
Von Ralf Trautmann mit Material von dpa

Nach Informationen der WirtschaftsWoche wird Siemens die Ende Dezember fällige letzte Rate von 100 Millionen Euro nicht mehr an BenQ zahlen. Das taiwanesische Unternehmen sei der vertraglichen Pflicht zur längerfristigen Fortführung des Handygeschäfts in Deutschland nicht nachgekommen. Die Prüfung durch den Siemens-Konzern sei zwar noch nicht abgeschlossen, das Geld werde aber zurückgehalten. Insgesamt hat sich das Unternehmen zur Zahlung von 400 Millionen Euro an BenQ für die Übernahme der Mobilfunksparte verpflichtet.

Derweil ist ein Finanzinvestor laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) aktuell der Favorit für den Kauf der BenQ-Handy-Produktion. Nach Informationen der Zeitung hat eine Private-Equity-Gesellschaft einen vertieften Blick in die Bücher der ehemaligen Siemens-Handy-Sparte geworfen und die "due diligence" ("gebotene Sorgfalt") im Vorfeld einer möglichen Unternehmensübernahme bereits abgeschlossen. Das Interesse der Investoren werde in Kreisen des Unternehmens als ernsthaft bezeichnet. Ob es tatsächlich zu einem Kauf komme, sei aber nicht sicher: "Die Chance für eine Rettung stehen 50 zu 50", zitierte das Blatt aus den Kreisen.

Am Montag werde Insolvenzverwalter Martin Prager die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung über den Stand der Verhandlungen sowie die Gründung einer Transfergesellschaft informieren. 400 der ehemals 3 000 BenQ-Beschäftigten hätten inzwischen eine neue Stelle gefunden, sagte die Sprecherin des Insolvenzverwalters der Zeitung.

Joint-Venture von Siemens und Nokia in Gefahr?

Aktuell plagen Siemens weitere Sorgen bei der Ausgliederung einer Unternehmenssparte: Wegen der Korruptionsaffäre ist möglicherweise nun auch das Joint-Venture des Elektronikkonzerns mit Nokia in Gefahr. Das finnische Unternehmen könne sich im Lichte der Affäre in letzter Sekunde aus der geplanten Kooperation mit Siemens verabschieden, berichtet die FAS. In das Gemeinschaftsunternehmen Nokia Siemens Networks sollte demnach am 1. Januar die ehemals größte Siemens-Sparte, die Telefonnetze, eingehen. Wenn es Nokia darauf anlege, hätten die Finnen Ansatzpunkte, die Partnerschaft anzufechten, berichtet das Blatt. Dies habe eine interne Prüfung der Verträge bei Siemens ergeben.

Nokia hat derartige Pläne allerdings zunächst zurückgewiesen: An der geplanten Zusammenarbeit mit Siemens werde festhalten. Nokia-Sprecherin Arja Suominen sagte am Sonntag zu der für das kommende Jahr geplanten Zusammenlegung der Netzwerksparten: "Die Integration geht weiter." Nokia beobachte die Entwicklung um Siemens sehr genau. "Wir kommentieren aber grundsätzlich keine Gerüchte. Und mehr gibt es bisher nicht in dieser Angelegenheit." Suominen wollte sich nicht zu einer früheren Äußerung eines Nokia-Sprechers äußern, der laut Medienberichten die Möglichkeit eines Ausstiegs von Nokia angedeutet hatte.

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