Alternative

"Mini-Sucher" wollen Google Konkurrenz machen

MetaGer will Suchmaschinen-Plattform als Franchise anbieten
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Lokaler Widerstand gegen die globale Vorherrschaft kommerzieller Internet-Suchdienste formiert sich derzeit in Hannover. Die Betreiber der Suchmaschine MetaGer, einer vor allem in Forscherkreisen beliebten Alternative zu werbefinanzierten Recherche-Plattformen, wollen den etablierten Anbietern mit einem neuen Netzwerk aus regionalen Suchportalen Konkurrenz machen. "Wir müssen aufpassen, dass künftig nicht eine kleine Gruppe von Unternehmen das frei zugängliche Wissen im Internet kontrolliert", warnt Wolfgang Sander-Beuermann, einer der Initiatoren der angekündigten Online-Rebellion.

Die zunehmende Marktmacht der großen Drei der Branche - Google, Yahoo und MSN - treibt den Leiter des Suchmaschinen-Labors am Regionalen Rechenzentrum für Niedersachsen seit Jahren um. "Der Pluralismus in unserer Gesellschaft sollte sich auch in einer Vielfalt von Informationszugängen widerspiegeln", fordert Sander-Beuermann nicht ohne Pathos. Zudem übt der promovierte Maschinenbau-Ingenieur harsche Kritik an der deutschen Forschungsförderung. Die habe die Gefahr von Quasi-Monopolen auf dem ehedem heiß umkämpften Suchmaschinen-Markt lange unterschätzt, die Entwicklung alternativer Technologien mithin zu zaghaft unterstützt. "Da wurde jahrelang geschlafen." Inzwischen stehe der Branchenprimus Google kurz davor, die Konkurrenten in der Bundesrepublik aus dem Wettbewerb zu drängen.

Googles Mission: Informationen der Welt ordnen

Stefan Keuchel, Sprecher von Google Deutschland, ficht der Vorwurf einer marktbeherrschenden Stellung nicht an. Er setzt solchen Vorhaltungen die Firmenphilosophie des amerikanischen Suchmaschinen-Giganten entgegen: "Googles Mission besteht darin, die Informationen dieser Welt zu ordnen." Wenn im Marktsegment der Suchdienste heute mangelnde Konkurrenz herrsche, dann liege das "nicht an unserem Erfolg, sondern an den Versäumnissen unserer Wettbewerber". Zudem sei der von Kritikern verwendete Monopolbegriff "absolut irreführend". Google könne und wolle keine Mengen verknappen und Preise diktieren. "Unser Angebot ist umfangreich und kostenlos, und jeder Internet-Nutzer kann sich aus freien Stücken dafür oder dagegen entscheiden."

Vielfalt sichern und zugleich Überblick schaffen - dieses Ziel steht auch hinter dem Konzept der "Mini-Sucher". Ein Zusammenschluss regionaler, thematisch eingegrenzter Nutzer-Gemeinschaften soll die Datenwelt von der Basis her aufmischen. Dabei könnten einzelne Portale als so genannte Franchise-Unternehmen betrieben und nach dem Vorbild dezentraler Suchdienste wie "MetaGer" oder dem bekannten Online-Lexikon Wikipedia in übergreifende Projekte eingebunden werden, die sich langfristig selbst finanzieren. "Ich hoffe, dass sich die Anbieter-Konzentration in Deutschland auf diese Weise spürbar verringert", sagt Internet-Spezialist Sander-Beuermann.

Ob sich die Pläne des Hannoveraners und seines im Juli 2004 gegründeten "Vereins zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs" in die Praxis umsetzen lassen, bleibt vorerst offen. Auf einer Tagung über "Suchmaschinen in Technik, Wirtschaft und Medienkunst", zu der in der vergangenen Woche mehr als 150 Experten in die niedersächsische Landesvertretung nach Berlin gereist waren, legten die Wissenschaftler ihre neue Strategie dar. Auch Google-Mann Keuchel war eingeladen, freute sich auf das Tête-à-tête mit den potenziellen Wettbewerbern - und gab sich betont gelassen: "Letztlich entscheiden die Nutzer und nicht die Betreiber darüber, welche Suchmaschinen wirklich erfolgreich sind."