Schachzug?

AOL: Auch Versatel ist an Kauf interessiert

Unternehmen will bis 2009 zweitgrößter Festnetzanbieter werden
Von Thorsten Neuhetzki

"Wir sind natürlich interessiert", heißt es von Versatel-Chef Peer Knauer auf die Frage der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ), ob man an einem Kauf von AOL Deutschland Interesse habe. Der Grund ist einleuchtend: Bis 2009 will das Unternehmen, das aus dem Tropolys-Verbund und Versatel Deutschland entstanden ist, zweitgrößter Festnetzanbieter hinter der Deutschen Telekom werden. Da würden die etwas mehr als eine Million AOL-Kunden sicherlich gut tun.

Doch Versatel ist nicht alleine, wenn es um ein Kaufinteresse am Hamburger Internetprovider geht. Wie vor kurzem berichtet, will auch Telecom Italia in Form des Anbieters HanseNet (Alice) nicht ausschließen, AOL zu kaufen. Jenes Unternehmen hat übrigens zeitgleich auch angekündigt, dass auch Versatel auf der Einkaufsliste stünde. Der Schritt Versatels, AOL zu übernehmen, könnte also auch ein Schachzug Versatels sein, nicht selbst geschluckt zu werden. Denn eine Firma Versatel/AOL wäre wahrscheinlich zu groß, um einfach geschluckt zu werden.

Als weitere potenzielle AOL-Käufer werden laut FTD auch United Internet (1&1, GMX, web.de) sowie freenet.de gehandelt. Auch "etliche weitere" aber nicht genannte Telekom-Unternehmen hätten Interesse bekundet. Insgesamt seien zehn Gebote eingegangen. Aus diesen zehn Anbietern würde nun AOL-Eigentümer Time Warner sowie die Investment-Bank Citigroup bis Anfang kommenden Monats eine Auswahl treffen. Die dann ausgewählten Unternehmen erhalten Zugang zu den vertraulichen Geschäftszahlen AOLs, um ihre Angebote prüfen zu können.

Wie hoch die Preisvorstellungen von Versatel-Chef Knauer sind, ist nicht bekannt. Dafür nannte Knauer andere Zahlen: Für 2006 rechnet das Unternehmen mit 215 000 Neukunden. "Aber falls meine Prognose zutrifft, dürfte es eher in Richtung 250 000 gehen."