Regulierung

Brüssel geht gegen teures Mobilfunk-Roaming vor

Kommission will am Dienstag Preissenkungspläne vorstellen
Von ddp / Björn Brodersen

Die Europäische Kommission will morgen Pläne vorstellen, um die Gebühren für Mobilfunk-Gespräche im Ausland zu senken. EU-Kommissarin Viviane Reding, der die so genannten Roaming-Tarife schon lange ein Dorn im Auge sind, wird die Eckpunkte für die geplante Verordnung der Presse präsentieren. Wie gestern berichtet will sie erreichen, dass das internationale Roaming, also das Telefonieren über ein fremdes Netz im Ausland, nur noch so viel kostet wie die Nutzung fremder Mobilfunknetze innerhalb eines Landes. Derzeit ist es bis zu 20 Mal teurer.

Das politische Klima für Redings Vorstoß ist günstig. Im Europäischen Parlament genießt sie Unterstützung. Auf Regierungsebene ist Finnland, das Ende Juni den Vorsitz in der EU übernimmt, für eine Roaming-Regulierung. Das nördliche Mitgliedsland, in dem intensiver Wettbewerb im Mobilfunk herrscht, hat mit die niedrigsten Gebühren in der Gemeinschaft der 25 Staaten.

Noch kam keine Bewegung in das Preisgefüge

Reding war in der Vergangenheit bereits erfolgreich gegen die Gebühren für grenzüberschreitende Banküberweisungen vorgegangen und hatte erreicht, dass die Gebühren in diesem Bereich drastisch auf die nationalen Niveaus gesenkt wurden. Beim Roaming war Reding im vergangenen Herbst aktiv geworden und hatte zur Kostentransparenz eine Internetseite eingerichtet, auf der die Tarife der jeweiligen Anbieter stehen. Trotzdem ist keine Bewegung in das Preisgefüge gekommen.

Eine verordnete Senkung der Roaming-Gebühren träfe die Branche in einer schwierigen Zeit. Angesichts der zunehmenden Marktsättigung und des wachsenden Preisdrucks - in Deutschland vor allem durch die neuen Billiganbieter - rechnen die Mobilfunkunternehmen ohnehin mit einer Wachstumsdelle und gehen auf Sparkurs. Betroffen von geringeren Einnahmen wären nach Ansicht von Beobachtern vor allem kleinere Netzbetreiber, die in einer schwächeren Verhandlungsposition sind und mehr auf die Benutzung fremder Infrastruktur angewiesen sind als Riesen wie Vodafone, die in vielen Märkten eigene Netze unterhalten. Die Analysten von Morgan Stanley glauben daher, dass ein Preisrutsch beim Roaming auch eine Konsolidierung in der Branche beschleunigen könnte.