Bericht

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen Dialer-Betrugs

Schaden liegt bei 12 Millionen Euro - Geld ist offenbar weg
Von ddp / Thorsten Neuhetzki

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat wegen Dialer-Betrugs im großen Stil Anklage gegen vier Männer erhoben. Staatsanwalt Jürgen Lewandrowsky sagte dem Bielefelder Westfalen-Blatt, mehr als 100 000 Internet-Nutzer seien geschädigt worden. Den Gesamtschaden bezifferte er auf zwölf Millionen Euro. Über den Fall berichteten wir bereits Anfang vergangenen Jahres.

Die Anklage wirft den vier Beschuldigten aus Paderborn, Essen, Mettmann und der lettischen Hauptstadt Riga bandenmäßigen, gewerbsmäßigen Computerbetrug sowie Datenveränderung vor, wie das Blatt weiter schrieb. Internet-Nutzern, die unverfänglich wirkende Seiten angeklickt hatten, war unbemerkt ein Einwählprogramm auf den Computer geladen worden. Dieses veränderte zunächst die Sicherheitseinstellungen des Computers, stellte dann unbemerkt eine kostenpflichtige 0190-Verbindung her und löschte sich schließlich selbst.

Computerbesitzer schöpften der Zeitung zufolge erst Verdacht, als die Telefonrechnung kam und pro Minute 1,86 Euro fällig wurden. In Einzelfällen summierten sich die Kosten auf 3 000 Euro. "Mehrere Millionen dieser betrügerisch erlangten Gebühren überwiesen die Telefongesellschaften an die Inhaber der 0190-Nummern", sagte Lewandrowski. Er gehe davon aus, dass etwa 6,5 Millionen Euro auf Konten der Bande geflossen sind. "Das Geld ist weg", sagte der Staatsanwalt. Offenbar in dem Wissen, dass die Bande eines Tages auffliegen werde, habe sie in den USA, Estland und Lettland ein Netz von Konten eingerichtet, zwischen denen das Geld hin- und hergeschoben werde. "Wenn wir endlich eine Bank ausfindig gemacht haben, ist das Geld längst weitergereist. Wir kommen an die Beute nicht heran", sagte Lewandrowski. Gegen zwei lettische Programmierer und einen lettischen Anwalt, der der Bande geholfen haben soll, liefen derzeit Auslieferungsverfahren.