Mobile Business

Mobile Business: Hohe Erwartungen, wenig Strategie

Was heute der PC im Büro ist, wird morgen der PDA im Außendienst
Von Björn Brodersen

Die deutsche Wirtschaft wendet sich dem Thema Mobile Business mit hohen Zielen, aber wenig Strategie zu. Dies ist die Schlüsselerkenntnis einer aktuellen Studie der Knowledge Intelligence AG (KI), die den Namen "Mobile Business - Zielsetzungen, Strategien, Einsatzfelder" trägt und in Zusammenarbeit mit der DGMF Deutschen Gesellschaft für Managementforschung durchgeführt wurde. Untersucht wurde der Einzug der Computertechnik in den Arbeitsalltag von Beschäftigten, die außerhalb des Firmengeländes unterwegs sind.

Demnach verknüpfen 84 Prozent der Topmanager hohe Ziele etwa in Bezug auf Informationsqualität und Kostensenkung an die Ausstattung ihres Außendienstes mit Taschencomputern oder PDAs, die per Datenfunk an die Firmenzentrale angebunden sind. Aber weniger als zwei Drittel (61 Prozent) verfügen eigenen Angaben zufolge überhaupt über eine Strategie, wie diese Ziele erreicht werden sollen. "Die Dunkelziffer der Nicht-Strategen dürfte sogar bei über 50 Prozent liegen", mutmaßt Studienleiter Christoph Wamser.

In der Selbstauskunft geben sich die Manager bestens gerüstet

Warum sich mehr als ein Drittel der deutschen Topmanager auf dieses Szenario noch nicht vorbereitet haben, liegt nach Ansicht der Autoren der Studie nicht an mangelndem Wissen: 81 Prozent der befragten Wirtschaftskapitäne verfügen nach eigener Einschätzung über ausreichendes betriebswirtschaftliches Know-how, um die Einführung von Mobile Business abschätzen zu können. 83 Prozent sehen bei sich selbst auch keine technologischen Defizite in Bezug auf Mobile Business. 79 Prozent haben bereits die Verantwortlichkeit für die mobile Arbeitsplatzrevolution im Unternehmen geklärt, 72 Prozent ausreichende Ressourcen dafür bereitgestellt.

Dazu versprechen sich 92 Prozent der Führungskräfte von der PDA-Einführung ins Betriebsgeschehen in erster Linie Qualitäts- und Wettbewerbsvorteile und drei Viertel der Topmanager (76 Prozent) wollen mit Mobile Business die Kosten senken. Ein Beispiel: Ein Service-Techniker kann an der Maschine beim Kunden vor Ort schneller und fehlerfreier eine Wartung durchführen, wenn er auf alle dazu notwendigen Informationen auf dem PDA zugreifen kann. Die Ergebnisse werden über Funk an die Zentrale übermittelt, die noch am selben statt sonst erst am nächsten Tag die Rechnung in Richtung Kunde schicken kann, was der Liquiditätssteigerung dient. Da der Service-Techniker alle Befunde selbst in den PDA eingibt, entfällt die ansonsten notwendige und manchmal fehlerträchtige Erfassung des handschriftlichen Techniker-Berichts durch eine Hilfskraft im Büro.

Das Bloß-nichts-falsch-machen-Syndrom

Ein Viertel der deutschen Topmanager stufen sich in Bezug auf Mobile Business als "Pionier" ein, hat die Studie zutage gefördert. Sie haben den Revolutionsprozess am mobilen Arbeitsplatz erkannt und wollen diese Umwälzung so schnell wie möglich für ihr Unternehmen nutzen. Aber die überwiegende Mehrzahl der Führungskräfte sind bei der Mobilisierung am Arbeitsplatz eher träge. Sie wenden sich eigenen Angaben zufolge der PDA-Einführung zumindest im großen Stil erst dann zu, wenn dafür fixe und fertige Anwendungen verfügbar und vor allem erprobt sind. Mehr als ein Zehntel (12 Prozent) wollen gar nicht reagieren, bevor der Nutzen für die Wirtschaft nicht auf breiter Basis erwiesen ist.