Klingeltöne

Werbespots für Klingeltöne verstoßen gegen Jugendmedienschutz

Analyse der Prüfgruppe der Kommission für Jugendmedienschutz liegt vor
Von Julia Scholz

Das Ergebnis der angekündigten Untersuchung von Werbespots für Klingeltöne im Auftrag der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) liegt nun vor. Wie die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) heute berichtet, ist das Fazit der Prüfgruppe vernichtend. 53 Fernsehwerbespots für Klingeltöne wurden begutachtet und 53 Verstöße festgestellt.

Entsprechend dem Staatsvertrag zum Jugendmedienschutz sind Werbespots, die sich mit direkten Kaufappellen an Kinder und Jugendliche richten und deren Unerfahrenheit und Leichtgläubigkeit ausnutzen, nicht zulässig. Für die erfolgte Analyse wurde ein beliebiger Tag im März für eine stichprobenartige Untersuchung der gesendeten Spots ausgewählt. Erst wenn die TV-Sender zu dem Ergebnis Stellung bezogen haben, ist das Prüfverfahren offiziell beendet.

Jedoch spricht das Urteil der KJM eine deutliche Sprache. Verena Weigand, Leiterin der KJM-Stabsstelle äußerte gegenüber der FTD: "Keiner der Spots entsprach den Regeln des Jugendmedienschutzes". Sie charakterisierte die Klingelton-Spots mit ihren offensiven, direkten Kaufappellen sogar als Teleshopping, das mit klassischer Werbung nicht mehr zu tun hätte. Während beim Teleshopping direkte Kaufappelle zulässig seien, gelten für diese Sparte jedoch noch strengere Jugendschutzauflagen.

Schadet die Werbepraxis dem Klingeltonmarkt?

Die Fernsehwerbe-Spots für Klingeltöne sind neben ihren aggressiven Kaufappellen, vor allem deshalb in die Kritik der Verbraucherschützer geraten, weil sie dem unkritischen Kunden bei einer spontanen Bestellung per SMS nicht nur zum Kauf eines einzelnen Klingeltons verleiteten, sondern zum Abschluss eines Abonnements. "Die Spots sind viel zu kurz, um alle Vertragsbedingungen zu erfassen", so Anke Kirchner, Juristin der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ-NRW).

Nach Aussage von Branchenvertreter leide das Geschäfte trotz guter Entwicklung unter dem schlechten Image. Die Musikbranche hofft mit dem Klingelton-Verkauf die Umsatzeinbußen durch sinkende CD-Verkäufe auszugleichen. Dies bestätigte die zweite Quartalsbilanz von warner music group. Das schlechte Image könnte diese Geschäftserfolge allerdings ins Stocken bringen, sei man sich in der Branche bewusst.