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Musikformate: Beim Musikdownload genauer hinsehen

Nicht jede Audiodatei ist eine MP3-Datei
Von dpa / Marie-Anne Winter

Was früher der Walkman und dann der tragbare CD-Spieler waren, sind heute MP3-Player wie der iPod: handliche Musikabspielgeräte für unterwegs. Doch während niemand auf die Idee gekommen wäre, eine Kassette in einen CD-Player zu stecken, kann es bei online gekauften Musikdateien durchaus zu Verwechslungen kommen. Häufig merkt der Nutzer erst nach dem Download, dass er die ausgewählte Datei gar nicht auf seinem MP3-Spieler anhören kann.

Schuld daran sind unterschiedliche Methoden im digitalen Rechtemanagement (DRM), die die Internet-Shops nutzen, um ihre Musikstücke vor Raubkopierern zu schützen. Für den Verbraucher ist dabei ärgerlich, dass es derzeit kein Gerät gibt, das mit allen auf dem Markt befindlichen Musikformaten zurecht kommt. Daher sollten sie sich vor dem ersten Download informieren, welche Dateien ihr Player abspielen kann und welche nicht.

Das gängigste Format, in dem Musiktitel abgespeichert werden und das auch den entsprechenden Playern ihren Namen gegeben hat, heißt MP3. Fast jede Musiksoftware beherrscht es. "Verschlüsselung oder digitales Rechtemanagement ist im MP3-Standard nicht vorgesehen", erklärt Stefan Kraegeloh vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen in Erlangen (IIS), das das Format maßgeblich entwickelt hat. Als das Format 1987 entstand, sei digitales Rechtemanagement noch kein Thema gewesen.

MP3 wäre schön, gibt es aber nicht überall

Das Problem für Kunden von Internet-Musikläden ist allerdings, dass dort kaum Musikstücke im MP3-Format angeboten werden. Gängigstes Format ist stattdessen WMA (Windows Media Audio) von Microsoft. Shops wie Musicload, AOL Musik Downloads, MSN Music oder Medionmusic bieten solche Dateien zu Preisen zwischen 80 Cent und 1,50 Euro an.

Ein weiteres gängiges Format heißt AAC [Link entfernt] (Advanced Audio Coding). Entsprechende Audiodateien finden Nutzer vor allem im iTunes Music Store von Apple, wo sie 99 Cent kosten. Nutzen lassen sie sich jedoch nur auf Apples tragbaren Abspielgeräten, den verschiedenen Ausführungen des iPod. Auch Sony hat für seine MP3-Player ein eigenes Format namens ATRAC (Adaptive Transform Acoustic Coding). Passende Musik kann unter www.connect-europe.com [Link entfernt] gekauft werden.

AOL bietet Musikdateien im WMA-Format an. "WMA erfüllt unsere Anforderungen an die Qualität der komprimierten Songs und die der Plattenlabels bezüglich der enthaltenen Schutzmechanismen", sagt Unternehmenssprecher Tobias Riepe in Hamburg. Die meisten Dateien seien unbegrenzt auf mobile Player übertragbar und je nach Label, das die Rechte daran besitzt, auf drei bis fünf Computern nutzbar. Gebrannt werden können Musikdateien aus dem AOL-Shop je zehn Mal. Auch AAC- und ATRAC-Dateien sind mit speziellen digitalen Schutzmechanismen versehen.

Noch ist alles im Fluss

"Der Verbraucher sollte sich auf ein Dateiformat konzentrieren", rät Bernd Schwenke von der Stiftung Warentest in Berlin. Probleme mit den unterschiedlichen Standards bei der digitalen Rechteverwaltung gebe es besonders bei den zahlreichen WMA-Varianten. Es sei unmöglich zu sagen, welcher Spieler mit welcher Datei zurechtkommt: "Bei den Musikformaten ist alles noch sehr im Fluss." Einige Player spielen Dateien zum Beispiel nur ab, wenn sie einen so genannten passenden DRM-Schlüssel finden, andere verlangen diesen nicht.

In Sachen Klangqualität sind die Unterschiede zwischen den Musikformaten nur gering. Allerdings benötigen die moderneren Formate AAC und WMA etwas weniger Platz auf den Speichermedien als MP3-Dateien. Wer schon vor dem Kauf des MP3-Spielers weiß, wo er Musikdateien herunterladen möchte, sollte sich dort informieren: Einige Musikshops wie zum Beispiel Musicload empfehlen auf ihren Internetseiten geeignete Geräte für ihre Musikdateien.