Zahltag

Ericsson soll auch Schmiergelder in Russland gezahlt haben

Presse: Zahlungen von 112 Millionen Euro über Österreich
Von AFP / Thorsten Neuhetzki

Der schwedische Telefonkonzern Ericsson soll nach einem Pressebericht auch in Russland Schmiergelder im großen Stil gezahlt haben. Die schwedische Finanzzeitung Dagens Industri berichtete, das Unternehmen werde verdächtigt, eine Milliarde Kronen (112 Millionen Euro) illegaler Zahlungen geleistet zu haben, um auf dem russischen Markt Fuß zu fassen. Eine Ericsson-Sprecherin sprach von "Spekulationen". Die konkreten Vorwürfe wollte sie nicht kommentieren.

Laut "Dagens Industri" wurden die Zahlungen im Herbst 1999 über die Schweizer Ericsson-Tochter EMK via Österreich abgewickelt. Damals hatte Ericsson sein Engagement in Russland im größeren Stil begonnen. Heute ist der dortige Markt für die Schweden einer ihrer zehn größten in der Welt. Die Schweizer Justiz ermittelt schon seit längerem gegen Ericsson wegen Schmiergeldzahlungen in Höhe von 3,3 Milliarden Kronen an rund 30 Begünstigte in Asien, Südamerika und im Nahen Osten, die zwischen 1998 und 1999 erfolgt sein sollen. Die Zahlungen nach Russland tauchten laut "Dagens Industri" nun in diesem Zusammenhang auf.

Justiz ermittelt, ob Anklage erhoben wird

Auch die schwedische Justiz ermittelt in der Affäre gegen Ericsson. Dabei wird unter anderem den Ericsson-Chef Kurt Hellstroem allerdings nur Behinderung der Steuerbehörden vorgeworfen. Ericsson hat die Vorwürfe immer zurückgewiesen. Bei einer Verurteilung würden eine hohe Geldstrafe und für die Verantwortlichen Gefängnis von bis zu zwei Jahren drohen.

"Dagens Industri" berichtete, die Konzernzentrale wolle die Verantwortung für die Schmiergeldzahlungen nun Liss-Olof Nenzell, dem ehemaligen Ericsson-Chef in der Schweiz, zuschieben. In einem internen Bericht des Unternehmens an die Ermittler werde behauptet, Hellstroem und das übrige Management hätten "die Kontrolle über ihre Mittelsmänner verloren". Staatsanwalt Lage Carlstroem sagte der Zeitung, er werde voraussichtlich erst nach Weihnachten entscheiden, ob er in dem Fall Anklage erheben werde oder nicht.