Software

Ohne Videotelefonie: Am Telefon von den Lippen ablesen

Neue Software soll Hörgeschädigten beim Telefonieren helfen
Von Björn Brodersen

Eine neue Software soll Hörgeschädigten in Zukunft das Telefonieren erleichtern. Das Programm erzeugt auf dem Bildschirm eines Rechners oder Notebooks ein animiertes Gesicht, das wie eine reale Person seine Lippen beim Sprechen bewegen soll. Auf diese Weise kann der Software-Anwender die Laute des Gesprächspartners von den simulierten Lippen ablesen. Nach einem Bericht des Online-Magazins New Scientist wurde die "Synface" genannte Software von europäischen Forschern entwickelt und am Nationalen Institut für Gehörlose (RNID) in London getestet und für einsatzfähig befunden. Bislang läuft die Software allerdings nur Englisch, Schwedisch und Holländisch.

Die Software erkennt laut dem Bericht nicht ganze Worte, sondern nur die Laute und errechnet daraus die dazugehörigen Lippenbewegungen. Für die Umrechnung benötigt "Synface" 200 Millisekunden. Allerdings gleicht das Programm die Verzögerung auch wieder aus, so dass Ton und Bild synchron laufen. Da das Programm mit einem neuronalen Netzwerk arbeitet, kann es nicht nur bekannte Laute darstellen, sondern auch unbekannte. Solche Netzwerke imitieren die Arbeitsweise der Neuronen im Gehirn und sind lernfähig.

Bei den Tests des RNID konnten 84 Prozent der Versuchsteilnehmer mit Hilfe von "Synface" das Gesprochene besser verstehen und sich normal per Telefon unterhalten. "Die Präzision muss noch verbessert werden", meint Neil Thomas vom RNID. Doch es könnte in Zukunft Menschen mit Hörproblemen das Leben erleichtern. Synface soll auf jedem Laptop laufen und mit jedem Telefon oder Mobiltelefon verbunden werden können. Gedacht ist das System vor allem für Leute mit Hörschwierigkeiten, weniger für Gehörlose.