Analyse

Mobile Videodienste brauchen noch Zeit

Bis zum Jahr 2007 soll der Marktumsatz 1,6 Milliarden Euro betragen
Von Björn Brodersen

In den kommenden drei Jahren werden sich mobile Videodienste noch nicht durchsetzen können. Zu dieser Einschätzung kommt zumindest die Unternehmensberatung Frost & Sullivan. Laut einer heute in Frankfurt am Main vorgestellten Analyse wird der Markt ein eher ruhiges Wachstum verzeichnen und bis zum Jahr 2007 ein Umsatzvolumen von knapp 1,6 Milliarden Euro erreichen.

Aus strategischer Sicht seien UMTS-Netze und Videotelefonie von großer Bedeutung, weil mit ihnen sowohl ein klares Differenzierungsangebot an die Kunden als auch eine wichtige Botschaft an die Investoren verbunden sei. "Langfristig könnten mobile Videodienste wesentlich dazu beitragen, den durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer zu steigern ", erläutert Jan Sythoff, Research Analyst bei Frost & Sullivan. Kurzfristig bestehe jedoch noch eine Reihe technischer und kommerzieller Probleme, die verhindern, dass mobile Videodienste sich schneller durchsetzen.

Beispielsweise sei die Zahl der Teilnehmer mit einem videofähigen Handy, einschließlich der Integration mit dem Festnetz, eine Schlüsselfrage bei den Anwendungen. Andere Probleme betreffen das Roaming, Standards, Formate, Preisgestaltung, Abrechnung, Benutzerfreundlichkeit, Bildqualität und Gerätefähigkeiten.

Noch ist die Marktdurchdringung von UMTS-Handys zu niedrig

Mobile Videodienste dürften aber erst dann an Bedeutung gewinnen, wenn neue UMTS-Handys mit Farbdisplay weitere Verbreitung erlangen. Während die Marktdurchdringung mit Handys in Westeuropa mehr als 80 Prozent beträgt, werden UMTS-Handys der Einschätzung zufolge erst 2007 die kritische 30-Prozent-Schwelle überschreiten. Ab dann würden alle ausgelieferten Geräte eine Art Videofähigkeit haben, allerdings werde auch dann ein Großteil von ihnen nur Videonachrichten empfangen können. Ein weiteres kritisches Problem, das das Marktwachstum behindert, sei die mangelnde Interoperabilität der Netze.

Im Falle von Video-Inhalts-Diensten stelle zudem das Nebeneinander verschiedener Standards und Formate ein Wachstumshemmnis dar. Die Behebung dieser Probleme würden erhebliche Kosten verursachen. Daneben fehle es an qualitativ hochwertigen Inhalten. Die Hersteller von Video-Inhalten seien aber nicht bereit, Anwendungen zu entwickeln, wenn ihnen dafür lediglich eine ungenügende Umsatzbeteiligung geboten wird, so die Marktforscher.

Preisgestaltung und Abrechnung sind weitere kritische Probleme, die eine sorgfältige Behandlung durch die Dienstanbieter verlangen. Auf dem Markt sind bereits verschiedene Preisgestaltungsmuster für verschiedene Anwendungen vorhanden, aber die Betreiber sollten die Preise der einzelnen Dienste nicht isoliert betrachten, sondern auch die relative Differenz zwischen den Diensten berücksichtigen, zwischen denen Wechselwirkungen bestehen, raten die Experten von Frost & Sullivan. "Die Preisstruktur muss intelligent gestaltet werden, denn der Preis ist ein so sensibler Faktor, dass er eine falsche Wahrnehmung von einem Dienst erzeugen und seine Akzeptanz am Markt verhindern kann", gibt Sythoff zu bedenken. Eine Bündelung von Preisen sei wichtig, um die Nutzung der Dienste zu stimulieren, aber Einmalzahlungen könnten die Nutzer ebenfalls ermutigen, neue Dienste auszuprobieren.

"Preise von Videotelefoniediensten werden auf Dauer fallen"

Trotz der Probleme ist Sythoff optimistisch: In den kommenden zwei bis drei Jahren würden Videotelefoniedienste eingeführt, der MMS-Standard der zweiten Generation werde sich durchsetzen, und die Qualität der Videoinhalte werde sich verbessern. Sobald diese Ziele erreicht sind, sei der Markt für weiteres Wachstum bereit. "Mit zunehmender Nutzung werden die Preise zurückgehen, und Videodienste werden nicht länger als exklusive High-End-Angebote gelten, sondern immer mehr zum Mainstream werden", lautet seine Prognose.

Der überwiegende Teil des Gesamtumsatzes aus mobilen Videodiensten soll 2007 von Messaging und Inhalts-Diensten kommen. Die Videotelefonie dagegen dürfte wegen der Notwendigkeit einer stärkeren Marktdurchdringung mit UMTS-Geräten für ihre Entwicklung viel länger brauchen.