Reinfall

Kurznachrichten locken Anrufer auf teure 0190er Nummern

Wer nicht belästigt werden wolle, solle seine Handy-Nummer nur gezielt weitergeben
Von dpa /

Der Empfang einer kleinen SMS kann sehr teuer werden. Dubiose Firmen verleiten arglose Handy-Besitzer mit Tricks zu teuren Anrufen. Seit dem Herbst gehen täglich Dutzende Beschwerden bei der Verbraucherzentrale Hessen ein. Gegen unseriöse SMS-Versender vorzugehen, ist aber nach Auskunft der Experten fast unmöglich.

"Hallo Katja, ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn Du Dich mal wieder bei mir meldest!", stand auf dem Handydisplay von Katja Friedrich aus Frankfurt. Anscheinend hatte ein Bekannter eine SMS geschickt, aber seinen Namen nicht darunter geschrieben.

Die junge Frau rief die als Absender angegebene Telefonnummer an. Am anderen Ende ein kurzes "Hallo" einer Männerstimme, gefolgt von "Moment, da kommt gerade jemand." Eine Frauenstimme möchte im Hintergrund aufgeregt wissen, mit "welchem blonden Flittchen" der Mann gerade telefoniere. Ein Beziehungsstreit bricht los.

Katja Friedrich ist die Situation unangenehm. Sie beschließt, schnell aufzulegen und später noch einmal anzurufen. Schließlich will sie immer noch wissen, wer ihr die Kurzmitteilung geschickt hat. Beim zweiten Anruf geht die Szene von vorne los. Katja stutzt und schaut sich die gewählte Nummer genauer an: Sie beginnt mit 0190 wie die sattsam bekannten Telefonsex-Hotlines.

Ganz neu sei die SMS-Masche nicht, sagt Markus Herwig, Telekommunikationsrechts-Experte der Verbraucherzentrale. Seit längerem kursieren Kurznachrichten, in denen unbekannte Absender bei Rückruf Sach- oder Geldgewinne in Aussicht stellen. Dabei geht es aber weder um Gewinne noch um die Pflege von Kontakten, sondern ausschließlich um die anfallenden - saftigen - Gesprächsgebühren.

Jeder sollte sich gut überlegen, ob er zurückruft oder nicht, rät der Vorstandschef des Deutschen Verbandes für Post und Telekommunikation (DVPT) in Offenbach, Manfred Herresthal. "In erster Linie geht es darum, den Anrufenden abzuzocken." Auch Verbraucherschützer Herwig meint, man solle sich die Nummer lieber vor dem Rückruf genau ansehen.

Genau wie die Sex-Hotlines sind auch die anderen so genannten Telefonmehrwertdienste nicht illegal, aber teuer. Im günstigsten Fall beginnt die Nummer nach der 0190 mit einer acht, dann kostet der Anruf laut Gebührenordnung 3,63 Mark pro Minute. Folgt auf die 0190 eine Null, kann der Preis Schwindel erregend hoch sein, denn bei diesen Nummern legt ihn der Dienstanbieter nach eigenem Gutdünken fest.

Katja Friedrich wollte sich kein "Hörspiel" anhören, sondern dachte, sie rufe einen alten Freund an. Sie fühlt sich hinters Licht geführt und möchte sich wehren. Aber das ist schwierig. Eine eindeutige gesetzliche Regelung gibt es laut Verbraucherschützer Herwig nicht. Der Netzbetreiber bestehe auf Bezahlung der vermittelten Verbindung. Er stelle nur die Leitung zur Verfügung. Wenn überhaupt, habe der Geschädigte einen Rechtsanspruch gegen den Anbieter des Dienstes, meint Herwig. Da aber weder Firmennamen noch Adressen in den SMS angegeben werde, sei es extrem schwierig den Anbieter herauszufinden. An die Hintermänner sei kaum heran zu kommen.

Weil SMS-Versender wie in Katja Friedrichs Fall zum Teil sogar an den Namen ihrer Zielpersonen kennen, vermuten die beiden Experten, dass die Daten aus einem Handy-Verzeichnis stammen. Viele lassen sich bei Abschluss ihres Mobilfunkvertrages darin eintragen. Davon rät Herresthal eindeutig ab. Wer nicht belästigt werden wolle, solle seine Handy-Nummer, wie alle anderen persönlichen Daten, nur gezielt weitergeben.