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Bei Anruf Duft

Parfüms sollen nervendes Klingeln ersetzen
Von dpa /

Zu schön um wahr zu sein: Das leidige Klingeln unzähliger Handy-Melodien in Supermärkten und Umkleidekabinen, in Cafés und Restaurants, in Zügen und auf Flughäfen verstummt. Stattdessen ist die Luft erfüllt von zarten Duftfähnchen. Sie geben den Nasen der Handyträger individuelle Geruchssignale, wenn ein Anrufer zum Gespräch bittet.

Bei Andreas Paul Wüllner in Brietlingen im Kreis Lüneburg liegt der handgefertigte Prototyp eines Handys mit Duftchip bereit. Orchideen- oder Rosenduft, die neueste Creation Emotion von Laura Biagotti, Higher, Diors Aufwerter für Herren, oder auch eine Kräuter- Essenz, die bei jedem Anruf mit einer Prise die verschnupfte Nase freimacht, stellt sich der 38 Jahre alte Erfinder und gelernte Elektroniker vor.

Auch etwas zur Beruhigung könnte manchem gut tun. "Wohlgerüche machen in jedem Fall gute Laune. Statt nervende Klingeltöne zu ertragen, könnte sich jeder mit seinem Lieblingsparfüm verwöhnen lassen", schwärmt der Erfinder. Auch während des Telefonierens soll das Konzentrat noch wirken. Das Handy mit Duftquelle muss allerdings in Nasennähe liegen.

Der einer kleinen Öffnung am Geräterücken entströmende Duft verbreitet sich nur im Umkreis von einen Meter. "Das hat den Vorteil, dass niemand belästigt wird", meint Wüllner. Die erforderliche Elektronik hat Wüllner mit Hilfe einer Lupe in die Rückwand des Handys montiert. Dort wird auch der Chip eingesetzt.

Für die bereits als Gebrauchsmuster zertifizierte Idee erwartet der Erfinder jetzt auch das internationale Patent. Dann will er eine Firma gründen, die Lizenzen an die Hersteller von Mobilfunk-Telefonen und Parfüms verkauft.

Der Technische Kaufmann sieht die Nutzung seiner Idee vor allem im Fun-Bereich. "Abends am Restaurant-Tisch wohl eher als in einer Konferenzrunde. Man könnte den Chip sogar nur bei bestimmten Anrufern zum Duften bringen", sagt Wüllner. "Mehr als 50 Mark (25,60 Euro) soll der Spaß aber nicht kosten".

Lutz Reinfeld, Filialleiter eines Telefon-Shops in Lüneburg, hält das Dufthandy beim Essen oder bei Besprechungen allerdings für eine Belästigung. Außerdem: "Ich möchte keinen Anruf verpassen. Duft geht höchstens in Verbindung mit Vibrations-Alarm, sonst ist das an der Praxis vorbei", meint der Handy-Spezialist. Das könne man bestenfalls als zusätzlichen Spaß ansehen.

Ingrid Wunsch, Leiterin einer Parfümerie, gibt zu bedenken: "Keiner hat nur einen Lieblingsduft. Dem Bedürfnis nach häufigem Wechsel des Parfüms und den ständig neuen Duft-Kreationen kann man damit sicher nicht nachkommen." Die Firma Wolfgang Joop hingegen lobt in einem Schreiben die Erfindung der duftenden Anrufe.