Scheidung?

Bahn will Arcor-Zugfunk angeblich wieder selbst betreiben

Kein neuer Termin für Börsengang von Vodafone-Festnetztochter
Von AFP / Matthias Maetsch

Das Telefonunternehmen Mannesmann Arcor soll nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" in zwei Teile zerlegt werden: Wie das in München erscheinende Blatt am Donnerstag meldete, will die Deutsche Bahn AG ihre in den Konzern eingebrachten Fernmeldeanlagen für den Zugfunk wieder in eigener Regie betreiben. Bahnchef Hartmut Mehdorn wolle dem von Arcor-Hauptaktionär Vodafone betriebenen Börsengang demnach nur unter dieser Bedingung zustimmen. Dies gehe aus einem Brief Mehdorns an Arcor-Aufsichtsratschef Thomas Geitner hervor. Mannesmann Arcor wies auf der Computermesse CeBIT entsprechende Pläne zurück. Weder die Mutterfirma Vodafone noch Mannesmann Arcor selbst sähen Änderungsbedarf, sagte Firmenchef Harald Stöber der Nachrichtenagentur AFP. Bei Arcor gibt es laut "Süddeutscher Zeitung" große Bedenken gegen die Aufteilung. Das Unternehmen fürchte, ohne das ertragreiche Bahn-Geschäft an der Börse nicht mehr interessant zu sein. Einen neuen Termin für den im Dezember auf unbestimmte Zeit verschobenen Börsengang wollte Arcor-Chef Harald Stöber auf der CeBIT nicht nennen und verwies auf die angespannte Lage an den internationalen Finanzmärkten. Laut Stöber macht der Bahnfunk rund ein Viertel des Arcor-Umsatzes aus.

Für die Übernahme des Bahnfunks gibt es laut "Süddeutscher Zeitung" mehrere Modelle, die intern diskutiert werden. Im günstigsten Fall für die Bahn müsste das Staatsunternehmen den Bereich nicht zurückkaufen, sondern könnte ein Tauschgeschäft vornehmen. Dabei würde Arcor den Bahnfunk ausgliedern; die Bahn würde ihre Beteiligung an Mannesmann Arcor zurückgeben und bekäme als Gegenleistung die Mehrheit und die operative Führung bei der neuen Gesellschaft. Für Mannesmann Arcor bliebe ein Minderheitsanteil. Vodafone hält an Arcor über Mannesmann 74 Prozent, die Bahn 18 Prozent. Weitere acht Prozent sind im Besitz der Deutschen Bank.

Der Umsatz von Arcor legte im vergangenen Jahr auf 3,1 Milliarden Mark zu (1,6 Millarden Euro) zu, nach 2,5 Milliarden Mark im Vorjahr. Dem Unternehmen zufolge nutzten rund zwei Millionen Kunden im vergangenen Jahr das Diensteangebot der Gruppe. Zum 1. April will das zu den schärfsten Konkurrenten der Deutschen Telekom im Festnetz zählende Unternehmen eine Internet-Flatrate für ISDN-Anschlüsse einführen. Damit könnten Kunden für69,90 Mark (35,74 Euro) pro Monat ohne Zeitbergrenzung im Netz surfen.