mobil

Das Internet erobert das Auto

Rundum-Information in Zukunft auch im "liebsten Kind der Deutschen"
Von dpa / Matthias Maetsch

Was mobile Geräte wie digitale Assistenten oder internetfähige Handys fernab des Schreibtisches erlauben, soll jetzt im "liebsten Kind der Deutschen" möglich sein. Kommunikation total versprechen Auto- und Computerbranche auf der CeBIT in Hannover. "Genauso wie in den 90er Jahren begonnen wurde, einzelne Computer zu vernetzen, so ist es jetzt ein logischer Schritt, das Automobil zum Zentrum eines mobilen Netzwerks zu machen», sagt Burkhard Göschel, Vorstand für Entwicklungen und Einkauf der BMW Gruppe.

Eine Allianz mehrerer Unternehmen zeigt auf der CeBIT ein Auto mit allen gängigen Kommunikations- und Informationstechnologien: E-Mail, Fax, Telefon oder SMS. Der Autofahrer kommuniziert ohne Tastatur ausschließlich sprachgesteuert über das Handy. Die Hände braucht er nicht vom Lenkrad zu nehmen. Für die Zukunft kann sich Günther Welsch von dem IT-Verband BITKOM selbst Grafiken als Hologramme auf der Windschutzscheibe vorstellen.

Als Vorstufe für den mobilen Internetzugang präsentiert BMW den Dienst "BMW Assist" auf dem Stand von Vodafone Passo. "Der Autofahrer bekommt von extern Daten direkt ins Auto übertragen", erläutert Ulrich Selzer von BMW das Konzept. Möchte der Kunde zum Beispiel zu einem Flughafen, liefere ein Callcenter Anschrift und Telefonnummer des Zielortes direkt auf einen zentral im Fahrzeug platzierten Bildschirm. Voll internetfähig soll der neue 7-er BMW sein, den der bayerische Konzern Ende des Jahres auf den Markt bringen will. Dann könnte der Autofahrer Buchungen vornehmen, personalisierte Aktienportfolios oder Nachrichten von seinem Lieblingsfußballverein abfragen, sagt Selzer.

Unter dem Motto "IBM in AutoMobile e-business" präsentiert der Computerkonzern IBM gemeinsam mit dem Softwarehaus CAA aus dem badenwürttembergischen Filderstadt eine so genannte Telematiklösung in einem Porsche-Modell. Das Produkt soll es Automobilherstellern ermöglichen, standortbezogene und personalisierte Informationen im Auto zur Verfügung zu stellen. Über eine Konsole und einen Multifunktionsbildschirm könne der Fahrer unter anderem E-Mails abrufen oder auf einen Routenplaner zugreifen, sagte IBM-Pressesprecher Hans Rehm.

Mercedes Benz bietet bereits seit vergangenem Jahr in den USA alle Fahrzeuge mit einem individuellen Internetangebot wie Notrufsysteme oder Navigationsdienste über einen Provider an. Ein vergleichbares Angebot bringt der Autokonzern ab 2002 zunächst in den Top-Modellen S- und E-Klasse auf den deutschen Markt.

Eine Studie der Beratungsfirma Mercer Management Consulting sagt den führenden Autoherstellern ein Geschäft mit Telematikdiensten von mehreren Milliarden Mark voraus. Sie könnten von Werbeeinnahmen auf den Telematikportalen sowie von einer Umsatzbeteiligung beim elektronischen Handel profitieren. Autofahrer könnten in Zukunft bis zu sechs Prozent ihres verfügbaren Einkommens im Fahrzeug über mobile Dienste ausgeben, heißt es in der Studie. Selzer von BMW ist überzeugt, dass sich Telematikdienste nicht auf einen kleinen Kreis von finanzkräftigen Autofahrern beschränken wird.