grüne Elektronik?

Handys sollen umweltverträglicher werden

Der Markt für Mobiltelefone boomt. Aber wohin mit dem Elektronikschrott?
Von Marie-Anne Winter

Mehr als eine Milliarde Mobiltelefone werden bis Ende des kommenden Jahres rund um die Welt in Betrieb sein. Doch was Gerätehersteller und Netzbetreiber zu Freundentänzen angesichts der enormen Wachstumszahlen zu Freundentänzen veranlasst, hat auch seine Schattenseiten: Die Berge aus Elektronikschrott wachsen nämlich mit. Ähnlich wie auf dem Automarkt kann es auch hier nur noch eine Frage der Zeit sein, bis es Pflicht wird, gebrauchte Elektronikgeräte zurückzunehmen.

Viele Hersteller analysieren bereits jetzt die Lebensdauer ihrer Geräte und versuchen, sie vor Produktionsbeginn umweltverträglicher zu gestalten. Motorola hat inzwischen schon ein "grünes" Handy entwickelt, das zur Zeit in der Schweiz getestet wird.

Ein besonders einfaches und schnelles Verfahren, um mit möglichst wenig bedenklichen Inhaltsstoffen auszukommen und den gesamten Prozess zu optimieren, hat das Fraunhofer-Instituts für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) in Berlin ausgetüftelt: die EE-Toolbox . Die beiden "E" stehen für "Environmental Engineering" - umweltverträgliches Konstruieren. Mit dieser Toolbox lassen sich die Inhaltsstoffe elektronischer Geräte bewerten, damit der Ressourcenverbrauch sinkt und die Umweltverträglichkeit steigt.

Als erster werden Art und Menge der verwendeten Substanzen erfasst: Ein Handy besteht zu mehr als der Hälfte seines Gewichts aus verschiedenen Kunststoffen. Bei den Metallen wird am häufigesten Kupfer verwendet - andere Bestandteile wie Nickel, Blei oder Silber liegen im Bereich von einem Prozent oder darunter. Bewertet man anhand der Toolbox allerdings, wie unverträglich die einzelnen Bestandteile für Mensch und Umwelt sind, bietet sich ein anderes Bild: Am problematischsten sind die Schwermetalle - Kunststoffe können fast vernachlässigt werden.

Leider lassen sich viele Schwermetalle nicht ohne weiteres durch harmlosere Legierungen ersetzen, doch können die Hersteller die Probleme in der Planung der Produkte bereits früher erkennen und berücksichtigen. Deutlich wird auch, welche Recyclingverfahren besonders wichtig sind und daher verstärkt ausgebaut werden sollten. Der weltweit größte Hersteller von Mobiltelefonen Nokia hat eine Studie mit der Toolbox des IZM durchgeführt und optimiert mit den Erkenntnissen Design und Produktion seiner Geräte.

"Nach dem toxischen Potential der Inhaltsstoffe wenden wir weitere Stufen unserer Toolbox in der Praxis an", betont Hansjörg Griese vom Fraunhofer-Institut. "Wir erfassen, wieviel Energie bei der Produktion der Rohstoffe und der Geräte aufgewendet wird. Ebenso bedeutsam ist der Energieverbrauch der Geräte selbst, sowie eine Umweltanalyse der verschiedenen Recyclingschritte und der dabei anfallenden Kosten." Auf diese Weise entsteht ein umfassendes Bild vom Lebenszyklus elektronischer Geräte - als Voraussetzung dafür, dass sie irgendwann auch grüner werden.