gemeinsame Sache?

AOL will T-Online für 50-Mark-Flarate erwärmen

"Capital" berichtet von einem entsprechenden Schreiben des AOL-Chefs Uwe Heddendorp an T-Online
Von Marie-Anne Winter

Die Gerüchteküche brodelt: Das Wirtschaftsmagazin "Capital" ließ am Dienstag verlauten, dass der Onlinedienst AOL gemeinsam mit T-Online günstige Internetpauschaltarife bei der Deutschen Telekom für alle Wettbewerber durchsetzen will. Die gute Tat besteht bisher aus einem an den künftigen Vorstandsvorsitzenden von T-Online, Thomas Holtrop, gerichteten Schreiben. Darin fordert AOL-Chef Uwe Heddendorp einen monatlichen Pauschaltarif von unter 50 Mark für das Surfen im Internet.

Dafür müsste die Telekom ihren Wettbewerbern eine Zugangspauschale gewähren, die etwa ein Drittel des anvisierten Endkundenpreises nicht übersteigt. Anders sei ein Endkundenpreis von maximal 50 Mark nicht möglich. Bislang müssen Internetanbieter fast zwei Pfennig pro Onlineminute bezahlen. Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hatte die Telekom vor wenigen Wochen angewiesen, den Onlinediensten ab Februar 2001 eine so genannte Großhandelspauschale anzubieten. Die Telekom ist davon wenig begeistert und verweist auf eine mögliche Überlastung ihrer Netze durch immer mehr Dauersurfer und eine Verlagerung des wirtschaftlichen Risikos auf den Netzbetreiber.

Telekom-Chef Ron Sommer ließ allerdings durchblicken, dass das Unternehmen möglicherweise mit Internetpauschaltarifen nach dem britischen Modell leben könne. Das FRIACO-("Flat-Rate Internet Access Call Origination")-Modell sieht Pauschaltarife beim Internetzugang auf der Basis von angemieteten Kapazitäten vor. Damit könnte künftig nicht mehr nach Minuten, sondern nach einem Festpreis abgerechnet und für die Endkunden attraktivere Angebote kalkuliert werden.

Die Telekom zeigte sich von dem "Capital"-Bericht wenig angetan: "Wir haben überhaupt keine gemeinsamen Ziele mit AOL", sagte Telekom-Sprecher Ulrich Lissek. Interessant ist, dass sich der Pressesprecher von T-Online, Herr Lachmann, noch nicht geäußert hat. Wie dem auch sei, laut Lissek soll bei Holtrop bisher kein Brief von Heddendorp eingegangen sein. Der AOL-Chef habe offenbar den Sinn für die Realitäten verloren. Laut Telekom spielten die Preise im Internetbereich überhaupt keine große Rolle. Das Haupthindernis bei der Durchsetzung des Internets seien vielmehr die Gerätekosten für die Infrastruktur.