Verluste

Globalstar: Satellitentelefonie im Aufwind

Verdoppelung der genutzten Minuten, trotzdem immense Anlaufverluste
Von Frank Rebenstock

Nach dem endgültigen - oder doch nur vorläufigen - Aus des Satellitentelefonnetzes Iridium im Juni dieses Jahres, ist das im Herbst 1999 gestartete Netz von Globalstar (Teltarif berichtete) der einzige Anbieter von Telefonie über niedrigfliegende Satelliten. Nach schleppendem Vermarktungsstart meldet das Unternehmen aus Düsseldorf nun positive Trends für die beiden ersten Quartale dieses Jahres.

Als Zeichen steigender Nutzung des Dienstes wertet das Unternehmen, dass bis zum 30. Juni 2000 mehr als 100000 mobile und stationäre Satellitentelefone sowie fast 10000 Car Kits und Marine Kits ausgeliefert wurde. Zugleich stieg die Zahl der abgerechneten Minuten stark an: von 550000 Minuten im ersten Quartal auf mehr als 1,13 Millionen im zweiten Quartal. Besonders starkes Interesse kommt aus den Bereichen Schifffahrt, Bergbau, Forschung, Regierung, Energie, Landwirtschaft, Transport und von Such- und Rettungsdiensten. Die vermehrte Nutzung des Dienstes belegt Globalcom mit den Zahlen der Bruttoeinnahmen: Für das erste Halbjahr zusammen betragen sie 660000 US-Dollar, davon entfallen alleine 483000 US-Dollar auf die Monate April bis Juni.

Dieser, in bescheidenem Maße positiv anmutende Entwicklung, stehen indes Millionenverluste gegenüber. Alleine im zweiten Quartal mussten 97 Millionen US-Dollar für den Betrieb und Zinszahlungen aufgewendet werden. Außerdem gingen die Einnahmen aus den Lizenzgebühren, die an Telefonverkäufe der Hersteller gekoppelt sind, von 470000 US-Dollar im ersten auf 318000 US-Dollar im zweiten Quartal zurück. Der Nettoverlust der ersten drei Monate dieses Jahres summiert sich auf 216 Millionen US-Dollar. Weitere 217 Millionen US-Dollar Verlust kam im zweiten Quartal hinzu. Für den 30. Juni wurden Barmittel in Höhe von 463 Millionen US-Dollar ausgewiesen, davon 250 Millionen US-Dollar aus Krediten. Es wird erwartet, dass man das laufende Jahr trotz der Verluste mit einem Kassenstand von 100 Millionen US-Dollar abschließen kann.

Der Preis des über den Serviceprovider Elsacom [Link entfernt] vertriebenen Satellitentelefons Telit SAT 550 wurde erheblich gesenkt. So kostet in Deutschland ein Gerät inzwischen knapp 900 Euro (1760 Mark).

Vorangeschritten ist auch der technische Ausbau des Netzes. Seit April wurden vier neue Satelliten gestartet, so dass nun bereits 52 Globalstar-Satelliten im All kreisen. Ging man ursprünglich von einer Nutzungsdauer von 90 Monaten aus, hofft man nun sogar auf eine um ein Drittel verlängerte Einsatzzeit. Auch die Zahl der Bodenstationen (Gateways) wurde weiter erhöht: Nach Inbetriebnahme von sechs neuen Stationen im zweiten Quartal stehen dem Netz nun insgesamt 17 Gateways zur Verfügung und weitere vier werden demnächst in Betrieb gehen. Vorhandene Gateways werden aufgerüstet, um beispielsweise Alaska, die nordatlantischen Schifffahrtswege, die Karibik und das Japanische Meer besser zu erschließen. In China wurde der Globalstar-Dienst bereits eingeführt, wird derzeit aber noch weiter ausgebaut. An weiteren geplanten Regionen nannte Globalstar Russland, Saudi-Arabien, Südafrika und die Karibik.

Zur Zeit laufen umfangreiche Tests zur Vorbereitung auf die Einführung kommerzieller Datendienste, zunächst ab Herbst diesen Jahres in Nordamerika, ab Anfang 2001 auch in Europa und Australien. Ab dem vierten Quartal 2000 soll ein reines Datenmodem verfügbar sein, mittels dessen Hilfe Daten automatisch übertragen werden können. Denkbare Anwendungsgebiete wären zum Beispiel die Übermittlung des Druckes und der Temperatur von Pipelines sowie die Gebührenanzeige von Stromzählern in abgelegenen Gebieten.