Genehmigung

Über Vodafone-Mannesmann-Fusion wird am Mittwoch entschieden

EU-Kartellhüter: "Die Würfel sind noch nicht gefallen"
Von Christopher Paun / AFP

Am Mittwoch dürfte Chris Gent, Chef des weltgrößten Mobilfunkkonzerns Vodafone AirTouch, endlich am Ziel sein: An diesem Tag will die EU-Wettbewerbsbehörde ihre Entscheidung über die nach beispiellosem Milliarden-Poker geglückte Übernahme der Mannesmann AG durch den britisch-amerikanischen Konzern bekannt geben. Gibt Brüssel Grünes Licht, sitzt Gent ab sofort offiziell bei Mannesmann an den Schalthebeln der Macht. Eine der ersten Amtshandlungen des ehrgeizigen Konzernherrn könnte dabei die ausstehende Entscheidung über Verkauf oder Börsengang der heftig umworbenen Mannesmann-Technologiesparte Atecs sein, die nicht mehr zum Kerngeschäft des neuen Telekom-Riesen passt. Anschliessen soll Mannessman noch weiter zerstückelt werden.

Die Materie, die EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti und seine Behörde zu prüfen haben, ist hochkomplex und politisch sensibel. Die normalerweise einen Monat dauernde Prüfung des im Januar angemeldeten Übernahmevorhabens wurde bereits um mehrere Wochen verlängert. Selbst zwei Tage vor Bekanntgabe der Entscheidung hieß es am Montag noch aus Montis Büro, die Würfel seien "noch nicht gefallen". Es seien letzte Beratungen angesetzt.

Glaubt man der Wirtschaftspresse, stehen die Zeichen auf eine Genehmigung unter strengen Auflegen. Möglich wäre aber auch, dass Monti eine tiefergehende Überprüfung verfügt, die dann bis zu vier Monate in Anspruch nehmen könnte. Für Gent wäre dies ein Debakel, da er ohne den Segen aus Brüssel keine Entscheidungsgewalt über die Mannesmann AG hat, die seinem Konzern auf dem Papier bereits zu 99 Prozent gehört.

Die wichtigste Auflage zur Genehmigung der Übernahme war von Anfang an klar und wird von Vodafone auch akzeptiert: Das von Mannesmann noch kurz vor dem Übernahmekampf aufgekaufte britische Mobilfunkunternehmen Orange muss wieder verkauft oder über die Börse abgetrennt werden. Vodafone selbst ist bereits stark auf dem britischen Mobilfunkmarkt vertreten; zusammen mit Orange würde die Marktmacht zu groß. Interessenten für Orange gibt es zur Genüge, so etwa France Telecom. Zu Orange gehört übrigens wiederum der deutsche Anbieter Hutchison. Den dürfte France Telecom vermutlich an seinen Partner MobilCom abgeben, wie sie es auch schon mit Cellway getan hat.

Auch auf alle übrigen EU-Bedenken zum umfangreichen Beteiligungsgeflecht des neuen Konzerns soll Gent passende Antworten parat gehabt haben, schreibt die "Financial Times Deutschland" (FTD). Details sickerten bislang kaum nach draußen, die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) will aber zumindest von Kartellsorgen auf dem italienischen Markt erfahren haben. Dort verfügt Mannesmann über wichtige Beteiligungen im Mobilfunk- und Festnetzbereich.

Unterdessen klagen Stuttgarter Anwälte gegen den gesamten Mannesmann-Vorstand. Ihrer Rechtsauffassung nach hätte Mannesmann keine Anzeigenkampagne gegen den Aktientausch schalten dürfen. Dies sei eine unrechtmässige Beeinflussung der Meinungsfindung der Aktionäre durch den Vorstand gewesen.