Shopping

Die Mobilfunkanbieter drängen in die Metropolen

Bis Ende des Jahres 500 neue Shops in deutschen Städten
Von Marie-Anne Winter

Mobilfunk und Metropolen - fängt beides mit "M" an und passt offenbar auch sonst gut zusammen. Denn die Mobilfunkanbieter drängen in die Zentren deutscher Großstädte. In München, Frankfurt, Stuttgart, Köln oder Berlin – überall eröffnen die Anbieter neue Shops in den Einkaufsmeilen. Zwischen den bisher üblichen Filialen globaler Marken wie H&M, C&A oder Douglas, die sich die guten Lagen mit stark frequentierten Schnellrestaurants wie McDonald’s oder Nordsee, Buchhändlern, Juwelieren und Konditoreien teilen mussten, drängeln sich nun auch die Telekommunikationsunternehmen.

Obwohl derzeit die Handyverbreitung erstmals die magische 100-Prozent-Marke erreicht, wie Professor Torsten Gerpott von der Universität Duisburg in einer Hochrechnung für die WirtschaftsWoche prognostiziert hat. Statistisch gesehen besitzt nun jeder Deutsche ein Handy - was für die Mobilfunkbetreiber allerdings kein Anlass ist, ihre Vertriebsaktivitäten zurückzufahren. Im Gegenteil: Mit einer Art trotzigem "Jetzt erst recht!" bauen sie in den Einkaufsmeilen deutscher Städte ihre Shops aus. Eine Umfrage der WirtschaftsWoche ergab, dass in diesem Jahr noch etwa 500 weitere Handyshops eröffnet werden sollen – der Großteil davon in den Toplagen. Die Zeiten, in denen sich die Mobilfunker mit preiswerten Randlagen begnügen konnten, sind vorbei - nun, da der Mobilfunkmarkt mit 82 Millionen Nutzern gesättigt ist. läuft der Wettbewerb über Verdrängung. Dazu kommt, dass die hoch komplexen und daher erklärungsbedürftigen Multimedia-Handys wie Blei in den Verkaufsregalen liegen bleiben. Die Kunden brauchen Anlaufstationen, in denen sie die komplizierte neue Mobilfunkwelt erklärt bekommen.

Das Gesetz der Serie

Vor allem die Verlierer des vergangenen Jahres, T-Mobile und E-Plus, streiten sich um die besten Plätze. E-Plus-Geschäftsführer Thorsten Dirks will die Zahl der Shops von derzeit 170 bis Ende des Jahres auf rund 350 verdoppeln. Auch die Deutsche Telekom will zu den 466 bereits vorhandenen T-Punkten noch 150 weitere eröffnen.

Doch auch die Mobilfunk-Provider wie mobilcom, debitel oder The Phone House bauen ihre Verkaufsstellen aus: So will The-Phone-House-Chef Ralf-Peter Simon die Zahl seiner Shops in den nächsten zwei Jahren auf 200 verdoppeln. mobilcom-Chef Eckhard Spoerr wünscht sich 80 zusätzliche Shop-Standorte. Dabei folgen die Shop-Eröffnungen dem Gesetz der Serie: Wo erst einmal ein Shop eröffnet hat, ziehen in der Regel auch weitere nach: Wo es einen o2-Shop gibt, werden auch bald Shops von Vodafone, E-Plus oder ein T-Punkt auftauchen, wo es Tchibo-Karten gibt, wird man ein paar Türen weiter bald auch The Phone House oder debitel finden.

Den Mobilfunkbetreibern geht es darum, den Anteil direkt gewonnener Kunden deutlich zu erhöhen: Der Deutschland-Geschäftsführer von T-Mobile, Philipp Humm, hat das ehrgeizige Ziel ausgegeben, den Anteil der Handyverträge, die über die eigenen Vertriebskanäle gewonnen werden, in diesem Jahr auf über 60 Prozent zu steigern. Das bedeutet, dass jeder zweite Euro im T-Punkt aus dem Verkauf von T-Mobile-Produkten kommen soll.

Auch E-Plus ist dabei, seine Vertriebsstrategie zu ändern. Zwar hat das Unternehmen jahrelang massiv in Werbung investiert, doch die Händler verkauften vielen potenziellen E-Plus-Interessenten Konkurrenzprodukte, bei denen die Provisionen höher waren. Das soll nun durch eine höhere Anzahl eigener Shops verhindert werden. o2 dagegen ist schon mit 530 Shops am Markt und wird diese Zahl in der nächsten Zeit nur geringfügig erhöhen.