Unrentabel

T-Mobile will SMS zum Pager abschaffen

Letztes offizielles SMS-Gateway soll zum 1. August deaktiviert werden
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Mobile Erreichbarkeit ist nicht nur mittels Handy möglich, in bestimmten Situationen hat ein Funkrufempfänger (englisch "Pager") deutliche Vorteile, z. B. dort wo nur passive Geräte (die selbst nicht senden) zugelassen sind. Das kann etwa in einem Krankenhaus oder einem chemischen Industriebetrieb sein. Trotz allem Netzausbau haben die Handynetze bis heute große Funklöcher, wo der Funkruf vielleicht noch funktioniert.

In seinem früheren Leben hat der älteste Mobilfunkbetreiber Deutschlands unter den Markennamen Scall, Cityruf und Skyper auch Funkruf betrieben. Im Rahmen der Konzentration auf die Kernkompetenz wurde die Funkrufsparte von T-Mobile vor einigen Jahren an das Startup-Unternehmen e*message in Berlin verkauft, die seit einiger Zeit als einziger Anbieter von Funkruf in Deutschland tätig sind. Quix und TeLMI mussten mangels zahlungskräftiger Kundschaft aufgeben, Cityruf und Skyper "leben" noch.

Aus der T-Mobile-Zeit stammt ein Feature, über dessen Einstellung zum 1. August die Tochter der Deutschen Telekom jetzt nachdenkt: Die Erreichbarkeit von Funkruf per SMS. Wer beispielsweise den Cityruf-Empfänger 1234567 erreichen will, schickt einfach eine SMS mit bis zu 80 (!) Zeichen an die 0168-1234567 und nach 2-3 Minuten piept es. Für einen Skyper wäre die Rufnummer 01693-2345678 zu wählen. Das sind auch die Rufnummern, die zum Anrufen über ein Telefon benötigt werden. Auch in den USA kann man von T-Mobile Deutschland aus per SMS viele regionale Paging-Dienste erreichen, Paging hat in den USA gerade aufgrund der hohen Preis für ankommende Handygespräche immer noch Bedeutung.

In Deutschland hatte Mannesmann D2 (heute Vodafone) ein "geheimes" Gate zum erloschenen Funkrufdienst Quix, das offiziell nie an den Start gehen durfte. Bei E-Plus und o2 hat man sich mit dem Thema SMS zum Funkruf nie offiziell beschäftigt, dennoch sind alle 4 Netzbetreiber Kunde bei Cityruf, um ihre Techniker zu alarmieren, wenn das eigene Netz ausfällt, wie man beim Funkruf-Anbieter e*message schmunzelnd verrät.

Beim Durchsehen ihrer Statistiken stellten die Produktverantwortlichen bei T-Mobile fest, dass "im Zuge der fortschreitenden technischen Entwicklung der Dienst SMS zu Pager durch eine Vielzahl von Messaging-Diensten, z. B. SMS und MMS, abgelöst" wurde. Kurz und knapp: Man wolle den Dienst SMS zu Pager daher zum 31. Juli einstellen.

Kunden sollen bei T-Mobile widersprechen

Das stößt bei vielen Pager-Nutzern auf wenig Begeisterung. "Ich habe mich bewusst für T-Mobile entschieden, weil ich hier meinen Pager per SMS erreichen kann und T-Mobile der einzige Netzbetreiber ist, dessen Mailbox auch einen Pager alarmieren kann - serienmäßig, ohne Aufpreis", bringt es der Pager-Experte Klaus Wegener auf den Punkt. Vodafone hatte die Möglichkeit, den Cityruf von der Mailbox zu alarmieren, vor einiger Zeit abgeschafft. Die Mailboxen von E-Plus und o2 bieten ebenfalls keine Möglichkeit einen Funkruf zu erreichen, weil bei der reinen "Nurton"-Alarmierung eine Rufnummer angerufen und nach einem Quittungston aufgelegt werden muss.

Wählt man mit abgehender Rufnummernübertragung die 0164-Cityrufnummer (statt der Vorwahl 0168) wertet das Cityrufsystem die Rufnummer des Anrufers aus und übermittelt sie binnen 2 bis 3 Minuten. Da Cityrufnutzer eher im professionellen Umfeld zu finden sind, werden hier nur wenige, dafür um so wichtigere Nachrichten versendet. Leute, die auf wichtige E-Mails warten, verbinden die Funktionalität eines Mailanbieters wie GMX oder Directbox, um sich gezielt über E-Mails zu informieren.

Eine geringe Resthoffnung für die Kunden bleibt: T-Mobile räumt seinen Kunden ein, "sollten Sie mit der Abschaltung des Dienstes SMS zu Pager nicht einverstanden sein, bitten wir Sie, Ihren Widerspruch schriftlich an den T-Mobile Kundenservice, 'SMS zu Pager', Postfach 30 06 64, 53184 Bonn, zu richten. Ist der Widerspruch nicht innerhalb eines Monats nach Zugang dieses Schreibens bei T-Mobile eingegangen, gilt die Einstellung des Dienstes als genehmigt."

Auch der Berliner Funkfruf-Netzbetreiber e*message ist über die Einstellung alles andere als begeistert und steht mit T-Mobile bereits in Verhandlungen, "von der geplanten Einstellung wurden auch wir überrascht", erfuhr teltarif.de aus Berlin.

Alternatives Gateway auf privater Initiative

SMS von Vodafone, E-Plus, o2 gehen nur über ein vom Lippstadter Unternehmen "Brilla" (www.brilla.de) eingerichtetes Gateway im Testbetrieb, dessen Rufnummern man kennen muss. Die gewünschte Cityrufadresse wird dann in den SMS-Text eingetragen, Nachrichten können 160 Zeichen enthalten und werden automatisch mit Datum und Uhrzeit versehen auf mehrere Funkrufe aufgeteilt. Weitere Kontaktmöglichkeiten bestehen über Eingabeformulare im Web (www.cityruf.de) oder per E-Mail an die Adresse rufnummer(at)cityruf.de - die eigentliche Nachricht befindet sich dabei in der Betreffzeile.