Geduldsprobe

Handy als Fernbedienung fürs Konto

Hürdenlauf zum Mobile Payment
Von dpa / Karin Müller

Die Unterhaltung im Café ist spannend, aber die Parkuhr tickt. Für Bürger in Wien ist das kein Grund zur Unruhe - eine SMS genügt, der Parkschein ist verlängert. In Deutschland gibt es dagegen nur vereinzelt Alltagsgeschäfte, die sich per Handy erledigen lassen. Banken, Telekom-Konzerne und Händler tun sich mit der Zusammenarbeit für eine gemeinsame M-Payment-Lösung schwer.

T-Mobile beispielsweise hat zwar pünktlich zur CeBIT eine Kooperation mit der Postbank bekannt gegeben. Dabei kann der Kunde Überweisungen per Handy tätigen. O2 arbeitet mit der Stadtsparkasse München zusammen. Dennoch: "Solche horizontalen Einzellösungen sind problematisch, denn sie bieten der breiten Kundenmasse, auch anderer Banken, keine Anreize", sagt Key Pousttchi, Wirtschaftsinformatiker an der Universität Augsburg.

Die Einführung von Mobile-Payment in Deutschland ist schleppend

Simpay, das Payment-Konsortium der großen Telekom-Unternehmen in Europa, arbeitet seit Jahren an einer Lösung für ein Bezahlverfahren. Bislang läuft die Entwicklung aber eher schleppend. "Im ersten Schritt strebt Simpay die Abrechnung von Content für das Mobilteil an", sagt Roland Kuntze, Pressesprecher von O2 in München.

Ohne Unterstützung der Banken kann der Verbund kaum Lösungen realisieren. "Um größere Beträge per Telefonrechnung abzurechnen, ist eine Banklizenz notwendig", sagt Bettina Horster, von der Vivai Software AG in Dortmund. Es sei schade, dass der Markt in Deutschland durch die Zurückhaltung der Banken und Kreditkartenunternehmen derart blockiert sei, sagt die Leiterin der Arbeitsgruppe M-Commerce bei eco, dem Verband der Internetwirtschaft.

Die Einsatzmöglichkeiten von M-Payment sind vielfältig

Schließlich ist die Bereitschaft für mobiles Bezahlen bei den Kunden durchaus vorhanden. Eine Studie der Uni Augsburg hat die höchste Nutzerakzeptanz unter M-Payment-Interessierten mit mehr als 91 Prozent im Automatenbereich ermittelt - bei Zigarettenautomaten, Schließfächern, Fahrkartenautomaten oder Parkticketdruckern. Bei der mobilen Bezahlung von Paketdiensten oder dem Erwerb von Konzertkarten ist die Akzeptanz ebenfalls hoch (84 Prozent), 80 Prozent könnten sich sogar vorstellen, Flugtickets per Mobiltelefon zu kaufen.

Das Handy dient dabei entweder als eine Art Fernsteuerung zur Bedienung des Bankkontos oder als mobile Geldbörse per SMS. Die attraktivsten Szenarien lägen im Bereich von Zahlungen bis etwa 50 Euro an Automaten, sagt Pousttchi. Genau in diesem Segment testen die Telekom-Konzerne derzeit einige Dienste.

M-Payment wird vereinzelt schon praktisch angewendet

In Osnabrück und Bonn kann ein Ticket für öffentliche Verkehrsmittel per Handy erworben werden. Dabei schickt der Kunde eine SMS an eine Nummer, die jeweils an der Bushaltestelle angeben ist. Daraufhin wird ihm ein SMS-Ticket zugestellt. Der Fahrkartenkontrolleur kann dann mit seinem eigenen Gerät nachprüfen, ob das Ticket tatsächlich an der entsprechenden Station zu der angegebenen Zeit geordert wurde. Bei T-Mobile werden die Dienste mit Hilfe eines so genannten Mobile Wallet abgerechnet. Dahinter verbirgt sich eine Art elektronische Geldbörse.

"Seit neustem können unsere Kunden außerdem Flugtickets der Billigfluglinie Germanwings per Handy buchen", sagt Marion Kessing vom T-Mobile. Vodafone dagegen bietet seinen Nutzern den Erwerb von Konzert-Tickets per SMS an. Ein Geschäft, das sich lohnen könnte, dafür sprechen die Erfahrungen in Wien: "Für ein Konzert von Robbie Williams wurden in der Stadt innerhalb von 24 Stunden 12 000 Tickets per Handy gekauft", sagt Peter Seipp, Vorstandssprecher der paybox Gruppe in Raunheim bei Frankfurt.

Ein positiver Impuls für das M-Payment könnte auch bald von den Kreditkartenunternehmen kommen: MasterCard entwickelt derzeit in Zusammenarbeit mit paybox das so genannte MoneySend, bei dem Geld von einer Karte auf eine andere transferiert wird. Der Nutzer ruft eine Hotline an, nennt den Betrag und bestätigt die Transaktion mit der PIN-Nummer. Allerdings sei der Service nur zum Geldtransfer ausgelegt, heißt es bei dem Unternehmen. "Vernünftiges mobiles Bezahlen nach Kreditkarten-Manier ist erst möglich, wenn die Banken mit den Telekom-Unternehmen an einem Strang ziehen", sagt Ralph Meister von paybox.